„Wu Ji – Die Reiter der Winde“: Zwischen visueller Magie und erzählerischer Leere
Chen Kaiges Wu Ji – Die Reiter der Winde ist ein opulentes visuelles Spektakel, das den Zuschauer in eine surreal-schöne Welt voller Farben, fantastischer Landschaften und bizarrer Szenen entführt. Fast jedes Bild wirkt wie ein Gemälde – doch unter der ästhetischen Oberfläche bröckelt die Erzählung.
Visuelle Pracht auf Kosten der Substanz
Das Märchen beginnt mit der jungen Qingcheng, die in einer verzweifelten Situation einen Pakt mit einer Göttin eingeht: Sie darf nie die Liebe eines Mannes behalten, den sie wahrhaft liebt. Jahre später steht sie als Kaiserin zwischen verschiedenen Männern – dem selbstbewussten General Guangming, dem seltsam agierenden Bösewicht Wuhuan und dem Sklaven Kunlun, der besondere Kräfte besitzt. Der Versuch, diese Schicksalsfäden zu entwirren, führt zu Verwicklungen, die sowohl Liebe als auch Rache thematisieren. Doch die Handlung bleibt simpel, vorhersehbar und wirkt zu oft wie ein Hintergrundgerüst für die visuelle Extravaganz.
Das Problem mit der Inszenierung
Während sich Tiger & Dragon oder Hero auf grazile, durchdachte Action und tiefsinnige Figuren stützen, geht Wu Ji einen Schritt zu weit: Die Kampfszenen sind maßlos übertrieben, Gesetze der Schwerkraft und Zeit gelten nicht mehr. Was als zauberhaftes Stilmittel hätte wirken können, erscheint hier oft albern und unfreiwillig komisch. Besonders die Wire-Effekte sind kaum zu übersehen – sie wirken hastig und unelegant.
Ideenreichtum trifft auf Ungleichgewicht
Und doch gibt es Momente der Brillanz. Chen Kaiges Fantasie offenbart sich in Szenen wie der entfesselten Rinderherde oder den kreativen Palastbefreiungen – hier blitzt sein Genie auf, und der Film zeigt, was er hätte sein können: Ein mutiges, kunstvolles Fantasy-Drama. Leider werden diese starken Momente von der inkonsistenten Tonalität und überzeichneten Charakteren untergraben. Besonders der Bösewicht Wuhuan wirkt in seinen pinken Kostümen und melodramatischen Auftritten eher lächerlich als bedrohlich.
Fazit
Wu Ji – Die Reiter der Winde ist ein visuelles Kunstwerk, das manchmal zu stark vom digitalen Pinsel verführt wurde. Für Liebhaber prachtvoller, surrealer Bilderwelten – und für Fans von Filmen wie Moulin Rouge oder Tiger & Dragon – bietet er beeindruckende Schauwerte. Doch die dünne, unharmonische Erzählung und die überspannten Actionelemente verhindern, dass der Film zu einem Meisterwerk wird. Chen Kaiges Kreativität ist spürbar, aber die Balance zwischen Optik und Inhalt fehlt. Ein schönes, aber unvollkommenes Märchen.