
Von WordPress zu Publii – Warum ich nie wieder zurück will
Seit über 15 Jahren setze ich WordPress für unzählige Web-Projekte ein und kenne daher die Vorzüge sowie die Nachteile des CMS aus eigener Erfahrung. Die Herausforderungen mit WordPress – vor allem Performance-Probleme, Sicherheitslücken und ständiger Wartungsaufwand – führten mich zur Suche nach Alternativen. Vor einigen Jahren stieß ich dabei auf Publii, einen Desktop-basierten Static-Site-Generator (SSG), der seitdem meine Arbeitsweise grundlegend verändert hat.
Entwickler und Entstehung von Publii
Hinter Publii stehen Bob Mitro und Tomasz Dziuda aus Polen. Bob bringt umfassende Erfahrungen in Webdesign und SEO mit, Tomasz (bekannt als „Dziudek“) ist verantwortlich für die technische Umsetzung und Architektur der Software. Das Projekt wurde 2016 gegründet, weil die Entwickler feststellten, dass viele Websites mit einem überdimensionierten CMS betrieben wurden. Ihre Vision war es, die Vorteile statischer Websites – Sicherheit, Geschwindigkeit und einfache Wartung – für alle zugänglich zu machen.

Technische Grundlagen: Local-first Ansatz
Publii verfolgt konsequent den „Local-first“-Ansatz: Inhalte werden vollständig lokal erstellt, verwaltet und anschließend statisch generiert. Es handelt sich dabei um eine Desktop-App auf Basis von Electron und Vue.js, die für Windows, macOS und Linux verfügbar ist. Anders als bei klassischen Generatoren (Hugo, Jekyll, Eleventy), erfolgt die Bedienung vollständig über eine benutzerfreundliche grafische Oberfläche, ähnlich wie bei WordPress.
Dadurch entfällt der Bedarf an Terminal-Kenntnissen oder manuellem Markdown-Editing – obwohl auch Markdown optional unterstützt wird. Publii bietet drei Editor-Varianten an: einen visuellen WYSIWYG-Editor, einen Block-Editor (ähnlich Gutenberg) und einen Markdown-Modus für fortgeschrittene Anwender.
Deployment und Sicherheit
Publii erzeugt statische HTML-Dateien, die direkt auf Hosting-Plattformen wie GitHub Pages, Netlify, Amazon S3 oder klassische FTP-Server hochgeladen werden können. Die Software unterstützt dabei inkrementelle Uploads, die nur geänderte Dateien übertragen, was den Prozess beschleunigt.
Dank der statischen Struktur entfällt zudem eine Vielzahl von Sicherheitsrisiken, da keine serverseitigen Skripte oder Datenbanken angegriffen werden können. Alles bleibt auf dem lokalen Rechner bis zur Veröffentlichung, was maximale Datenkontrolle und Datenschutz ermöglicht.

Einzigartige Features gegenüber anderen SSGs
GUI-basierte Oberfläche: Kein Terminal erforderlich, intuitive Verwaltung.
Integrierter WordPress-Importer: Automatische Übernahme von Beiträgen, Seiten, Kategorien, Tags und Medien aus WordPress.
Automatische Optimierungen: Eingebaute Tools zur Bildkomprimierung, responsive Images, SEO-optimierte Metadaten und Social-Media-Tags.
Multi-Site-Management: Einfache Verwaltung mehrerer Websites aus einer einzigen Anwendung.
Backup- und Versionsmanagement: Lokale ZIP-Backups und optionale Integration mit GitHub oder GitLab zur Versionierung und Zusammenarbeit.
Stärken des WordPress-Importers
Ein Highlight von Publii ist der mächtige WordPress-Importer. Über eine einfache WXR-XML-Datei werden komplette WordPress-Websites inklusive komplexer Inhalte weitgehend automatisiert migriert. Dabei erkennt Publii Shortcodes und spezielle WP-Markups, konvertiert sie in statisches HTML und lädt alle Medien herunter, was einen reibungslosen Übergang ermöglicht. Dies war gerade bei meiner Website mit Hunderten von Beiträgen ein entscheidendes Feature.
Community, Entwicklung und Support
Publii besitzt eine wachsende, aktive Community auf GitHub (mit tausenden Sternen und Hunderten Forks), in GitHub Discussions und Discord-Gruppen. Die Kernentwicklung liegt bei Bob und Tomasz, aber die Community trägt aktiv zu Bugfixes, neuen Features und Lokalisierungen bei.
Die Entwickler kommunizieren offen, nehmen Kritik ernst und implementieren regelmäßig Verbesserungen basierend auf Nutzerfeedback. Finanzielle Unterstützung erfolgt durch Premium-Themes, Plugins und optionale Support-Pakete sowie freiwillige Spenden.
Kritische Betrachtung und Verbesserungspotenziale
Natürlich gibt es auch Verbesserungspotenziale bei Publii:
Mehrsprachigkeit: Aktuell nur mit Workarounds möglich; echtes Multilingual-Feature steht aber auf der Roadmap.
Erweiterbarkeit und Dynamik: Keine nativen Formulare, Kommentare oder komplexe dynamische Features ohne externe Dienste.
CLI-Integration: Fehlende Unterstützung für CI/CD-Pipelines oder Headless-Deployment-Prozesse.
Theme-Entwicklung: Relativ kleine Auswahl an Themes und ausbaufähige Dokumentation für Entwickler.
Trotz dieser Kritikpunkte zeigt sich das Publii-Team transparent und bemüht, die genannten Aspekte kontinuierlich zu verbessern.

Praxisbeispiele und Einsatzgebiete
Publii eignet sich hervorragend für persönliche Blogs, kleinere Unternehmenswebsites, Portfolios und Dokumentationsseiten. Beispiele aus dem offiziellen Showcase reichen von privaten Blogs über Hotels bis hin zu Unternehmenspräsenzen. Besonders geschätzt werden Geschwindigkeit, Wartungsfreiheit und DSGVO-Konformität.
Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven
Publii ist als Open-Source-Projekt (GPLv3) langfristig abgesichert. Die Entwickler stehen fest hinter dem Projekt, und regelmäßige Updates zeigen, dass die Software aktiv gepflegt wird. Zukünftige Features wie native Mehrsprachigkeit und Erweiterungen im Editor- und Plugin-System versprechen weitere Verbesserungen.
Fazit
Nach jahrelanger Nutzung überzeugt mich Publii durch seine Kombination aus einfacher Bedienung, hoher Performance und ausgezeichneter Sicherheit. Für WordPress-Nutzer, die die ständigen Wartungen, Updates und Performance-Probleme satt haben, stellt Publii eine echte Alternative dar. Der Komfort eines klassischen CMS kombiniert mit den Vorteilen statischer Websites macht Publii zu einer klaren Empfehlung für alle, die ein wartungsarmes, schnelles und sicheres Web-Erlebnis suchen.