
Von Null auf Base: Mein verrücktes Abenteuer bei den Baseballern der Heidelberg Hedgehogs
Seit März 2023 spiele ich Baseball bei den Heidelberg Hedgehogs (Herren 2). Wenn mir das jemand vor ein paar Jahren erzählt hätte, hätte ich wohl ungläubig den Kopf geschüttelt. Doch die Leidenschaft für Baseball hat mich gepackt – vor allem dank meines besten Freundes Julius. Denn er hat mich mit seiner Begeisterung für den Sport angesteckt. Durch ihn habe ich den Weg zu den Hedgehogs gefunden. Anfangs war ich skeptisch, ob Baseball in Deutschland überhaupt mein Ding sein könnte. Aber schon nach dem ersten Probetraining merkte ich: Dieser Sport hat etwas Besonderes. Die Mischung aus taktischem Tiefgang und dem prickelnden Nervenkitzel bei jedem Pitch fasziniert mich ungemein. In diesem Blogartikel möchte ich Euch einen persönlichen Einblick in „Baseball in Heidelberg“ geben – wer die Heidelberg Hedgehogs sind, wie der Verein aufgebaut ist, wie es um Baseball in Deutschland generell steht und warum mein Alltag als Hedgehog für mich so besonders ist.
Die Heidelberg Hedgehogs im Überblick
Die Heidelberg Hedgehogs sind ein Baseballverein aus Heidelberg (Baden-Württemberg) – genauer gesagt die Baseball- und Softball-Abteilung der TSG Rohrbach. Gegründet wurde die Abteilung Mitte der 1990er-Jahre; bereits 1997 schloss sich die Softballmannschaft der Hedgehogs der TSG Rohrbach an. Was als kleine Gruppe von Enthusiasten begann, hat sich seitdem zu einem etablierten Verein mit mehreren Teams entwickelt.

Ein wichtiger Meilenstein war der Bau des eigenen Baseballfeldes. Zunächst mussten die Hedgehogs in den Anfangsjahren auf einem benachbarten Hartplatz (Fußballplatz) trainieren und spielen. Doch 2002 war es endlich so weit: Das eigene Baseballfeld, das Oliver Faust Field, wurde feierlich eingeweiht. Endlich gab es ein „richtiges“ Baseball-Diamant in Heidelberg-Rohrbach, mit abgeteiltem Infield, das sowohl für Baseball als auch Softball ausgelegt war. Dies war ein großer Schritt nach vorn für den jungen Verein.
In den folgenden Jahren wuchsen die Hedgehogs kontinuierlich. Heute kann der Club stolz auf mehrere sportliche Erfolge und Entwicklungen blicken. Ein Highlight war der Aufstieg der Damenmannschaft im Jahr 2009 in die Softball-Bundesliga, die höchste deutsche Spielklasse. Dadurch erhielt Heidelberg sogar einen eigenen Softballplatz mit Sand-Infield, der 2010 fertiggestellt wurde. Seitdem können Baseball- und Softball-Teams parallel trainieren – eine enorme Verbesserung der Trainingsbedingungen.
Auch die Herren-Teams machten Fortschritte. Die erste Herrenmannschaft schaffte um 2010 den Sprung in die 2. Baseball-Bundesliga (2. Liga). Nach dem Aufstieg in die zweite Liga musste das Baseballfeld modernisiert werden, um den höheren Anforderungen gerecht zu werden. Mitte 2011 konnte das erneuerte Feld eingeweiht werden – mit einem professionellen Infield (kompletten Basepaths und Pitcher’s Mound). Dies war ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte.
Heute sind die Heidelberg Hedgehogs fester Bestandteil der Baseball-Community in der Metropolregion Rhein-Neckar. Der Verein hat es geschafft, sich vom kleinen Hobby-Team zu einem konkurrenzfähigen Club mit eigener Anlage und mehreren Mannschaften zu entwickeln. Die Hedgehogs bieten für jede Altersklasse und jedes Leistungsniveau eine Heimat – vom T-Ball für die Kleinsten bis zur 2. Bundesliga für ambitionierte Herren. Dieser Mix aus Tradition und Fortschritt macht den Charme des Vereins aus.
Struktur des Vereins
Die Hedgehogs sind breit aufgestellt und decken verschiedene Alters- und Spielklassen ab. Hier ein Überblick über die Teams und die Struktur des Vereins:
Herren 1 – Die erste Herrenmannschaft spielt in der 2. Bundesliga Südwest , der zweithöchsten Liga im deutschen Baseball. Hier geht es schon recht ambitioniert zu: Man misst sich mit Teams aus der ganzen Region Südwest, z. B. den Mannheim Tornados, Saarlouis Hornets oder Mainz Athletics 2. Das Training der Herren 1 findet zweimal pro Woche statt (dienstags und freitags), und das Team hat den Anspruch, in der Liga möglichst weit oben mitzuspielen.
Herren 2 – Die zweite Herrenmannschaft, in der auch ich aktiv bin, tritt in der Landesliga Baden-Württemberg an. Diese Liga ist eher lokal bzw. auf Landesebene orientiert. Bei uns in Herren 2 steht der Spaß am Spiel im Vordergrund. Natürlich wollen wir auch gewinnen, aber hier gibt es deutlich weniger Leistungsdruck als in der ersten Mannschaft. Die Philosophie des Teams lautet: Baseball für alle – egal ob blutiger Anfänger oder alter Hase, jeder soll Spielpraxis bekommen und Freude am Baseball haben. Interessanterweise ist unsere Truppe sehr durchmischt: Von Teenagern ab 16 Jahren bis hin zu Ü40-Spielern ist alles dabei. Dieses generationenübergreifende Teamgefühl ist etwas, das mir persönlich sehr gefällt.
Nachwuchs-Teams – Die Hedgehogs legen großen Wert auf die Jugendförderung. Es gibt mehrere Nachwuchsmannschaften: Jugend Baseball (U15) für Jugendliche ca. 13–15 Jahre, Schüler (U12) für Kinder bis 12 Jahre und T-Ball (U8) für die Kleinsten ab etwa 5 Jahren. In den Jugendteams spielen Mädchen und Jungen gemeinsam – Baseball und Softball werden in jungen Jahren gemeinsam erlernt. Die Kids werden behutsam an den Sport herangeführt, zunächst spielerisch im T-Ball und Coach-Pitch, später dann mit richtigem Pitching im U12/U15-Bereich. Viele der heutigen Herrenspieler (auch im Herren 1 Team) haben bereits im Kindesalter bei den Hedgehogs angefangen. Diese eigene Nachwuchsschmiede sichert die Zukunft des Vereins.
Softball – Als Baseball- und Softballverein haben die Hedgehogs auch eine Softball-Tradition. Aktuell gibt es zwar kein eigenständiges Damen-Softball-Team im Ligabetrieb (Mangels Spielerinnenzahl haben die Hedgehogs derzeit keine gemeldete Damenmannschaft). Allerdings trainieren softball-interessierte Frauen und Mädchen entweder bei den Jugendteams mit oder helfen gelegentlich in anderen Teams aus. Historisch waren die Hedgehogs im Softball durchaus erfolgreich – wie erwähnt, schafften die Damen 2009 den Aufstieg in die Bundesliga. Der Verein ist bemüht, perspektivisch wieder genügend Spielerinnen für ein eigenes Damenteam zu gewinnen. Bis dahin leben Softball und Baseball im Verein in einer Einheit: Alle identifizieren sich als Hedgehogs und ziehen an einem Strang.
Geleitet wird die Abteilung von Abteilungsleiter Florian Mussel (selbst aktiver Trainer der Herren 2). Zudem gibt es für jedes Team eigene Coaches oder Ansprechpartner – z. B. Marco Schwarz für Herren 1 und Florian für Herren 2. Organisatorisch hängen die Hedgehogs als Abteilung unter dem Dach der TSG Rohrbach 1889 e.V., was bedeutet, dass viele Verwaltungsaufgaben (Mitgliedschaft, Versicherungen etc.) über den Hauptverein laufen. Trotzdem haben die Hedgehogs ihre eigene Identität, ihren Namen und ihr Logo (ein knuffiges, baseballspielendes Stachelschwein 🦔⚾).
Die Mischung aus Leistungs- und Breitensport im Verein spiegelt sich in dieser Struktur wider. Herren 1 strebt Erfolge in der höheren Liga an, während Herren 2 das verbindende Element für Hobbyspieler, Quereinsteiger und ältere Semester darstellt. Gleichzeitig wächst aus der Jugend die nächste Generation heran, die perspektivisch beide Herren-Teams verstärken kann. Dieses durchdachte Gefüge sorgt dafür, dass jeder seinen Platz findet – egal ob man nun ambitioniert jedes Wochenende auf dem Feld stehen will oder einfach nur einmal die Woche zum Spaß den Schläger schwingen möchte.
Baseball in Deutschland – Nische mit Herzblut
Bevor ich selbst mit Baseball anfing, war mir gar nicht bewusst, wie es um diesen Sport in Deutschland steht. Schnell habe ich gelernt: Baseball ist hierzulande eine Randsportart. Im Gegensatz zu den USA, wo Baseball Volksport ist, fristet unser Sport in Deutschland eher ein Nischendasein. Das merkt man an verschiedenen Dingen – etwa daran, dass die meisten Leute die Regeln kaum kennen, Baseballspiele selten im Fernsehen laufen und es vergleichsweise wenige Vereine gibt. Zum Vergleich: Der Deutsche Baseball und Softball Verband (DBV) hatte im Jahr 2022 nur rund 22.000 Mitglieder. Das klingt erstmal viel, aber im Vergleich zu Millionen von Fußballern oder Turnern ist das verschwindend gering. Auch die Entwicklung war lange stagnierend oder rückläufig. Dennoch gibt es eine treue und leidenschaftliche Community, die den Sport mit Herzblut am Leben erhält.
Die Geschichte von Baseball in Deutschland ist eng mit den US-Amerikanern verknüpft. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten amerikanische Soldaten den Sport mit auf die hiesigen Baseballplätze. Gerade in Regionen mit früheren US-Militärstützpunkten entstanden die ersten Vereine. Ein bekanntes Beispiel ist unser Nachbarverein, die Mannheim Tornados, gegründet 1975 und damit Deutschlands ältester Baseball-Club. Die Tornados holten in den 80er und 90er Jahren elf deutsche Meisterschaften und sind bis heute Rekordmeister. Auch in anderen Städten wie Regensburg (Legionäre), Paderborn (Untouchables) oder Solingen (Alligators) wuchs in den 1980ern und 1990ern eine Baseball-Kultur heran. 1980 wurde der Baden-Württembergische Baseball und Softball Verband (BWBSV) gegründet – ein Zeichen dafür, dass auch in unserem Bundesland immer mehr Vereine entstanden. Heute gibt es in Baden-Württemberg dutzende Baseball-Vereine (von großen Bundesligaclubs wie den Stuttgart Reds oder Heidenheim Heideköpfen bis zu kleineren Teams in vielen Städten). Die Hedgehogs sind stolz, Teil dieser Gemeinschaft der Baseballvereine in Baden-Württemberg zu sein.
Dennoch bleibt Baseball ein Amateur- und Breitensport in Deutschland. Die Baseball-Bundesliga (1. Liga) besteht aus einer Nord- und Südliga mit nur jeweils 6–8 Teams. Die Spiele dort sind auf solidem Niveau, aber die öffentliche Wahrnehmung ist gering. Es gibt kaum Sponsoren, die Spieler sind meist keine Vollprofis (viele studieren oder arbeiten nebenbei) und gespielt wird oft vor nur ein paar hundert Zuschauern. Für uns, die wir eine Liga oder zwei darunter spielen, heißt das: Man betreibt den Sport in erster Linie, weil man ihn liebt, nicht wegen Ruhm oder Geld. Viele Vereine – auch die Hedgehogs – kämpfen ständig um genügend Nachwuchs und finanzielle Mittel für Ausrüstung und Platzpflege. Ein Grundproblem ist sicher, dass Baseball komplexer zu erlernen ist als manch anderer Sport und es an medialer Aufmerksamkeit fehlt .
Doch es gibt auch positive Entwicklungen und Initiativen. In einigen Regionen finden Baseball und Softball in letzter Zeit wieder mehr Zulauf. So hat z.B. das Team aus Heidenheim ab 2009 mehrere Meisterschaften gewonnen und damit lokal für Schlagzeilen gesorgt. Der vielleicht größte Schub kommt aber von unten: von der Jugendförderung. Viele Vereine investieren in Schul-AGs, Schnuppertrainings und Kooperationen, um Kinder für Baseball zu begeistern.
Ein tolles Beispiel dafür ist die Heidelberg Baseball School, ein Projekt unseres Hedgehogs-Vereins. Ins Leben gerufen Ende 2016 von zwei Hedgehogs-Mitgliedern (Les Green und Alexander Szalay), ging daraus zunächst das Programm „Little Hedgehogs“ für Grundschulen hervor. Ab 2018 wurde das Ganze zur Heidelberg Baseball School ausgeweitet. Seitdem gehen unsere Trainer regelmäßig in Heidelberger Kindergärten und Schulen, um den Kids zu zeigen, wie Baseball funktioniert. Wir nehmen auch an städtischen Sportveranstaltungen teil und präsentieren unseren Sport. Pro Jahr bringt die Baseball School so etwa 1.500 Kinder und Erwachsene in Kontakt mit Baseball – ungefähr 10 % davon finden anschließend tatsächlich den Weg zu einem Probetraining auf unserem Feld. Das ist eine super Quote! Dieses Engagement trägt Früchte: Viele Neuzugänge bei unseren Jugendmannschaften kamen über so eine Schnupperaktion zu uns. Solche Initiativen sind enorm wichtig, damit Baseball in Deutschland wächst und nicht in der Versenkung verschwindet. Jeder neue Fan und jedes neue Mitglied zählen. Als jemand, der selbst erst im Erwachsenenalter dazu gestoßen ist, finde ich es großartig, wie viel Herzblut die Community investiert, um anderen diesen Sport näherzubringen.
Zusammengefasst: Baseball in Deutschland ist zwar (noch) kein Massenphänomen, aber die Szene ist lebendig. Von Hamburg bis München, von Berlin bis ins Ländle gibt es kleine und größere Vereine, die oft im Verborgenen Großes leisten. Wir alle – ob Hedgehogs oder anderswo – treiben diese Sportart aus Liebe zum Spiel voran. Und wer einmal von der Faszination des perfekten Schlags oder des spektakulären Catches infiziert wurde, den lässt Baseball nicht mehr los .
Mein Alltag als Hedgehog
Wie sieht nun mein persönlicher Alltag als Teil der Hedgehogs aus? Zunächst einmal: Ich freue mich jede Woche auf das Training. Unser Herren-2-Team trainiert mindestens einmal pro Woche gemeinsam, immer mittwochabends von 18 bis 20 Uhr auf dem Platz in Heidelberg-Rohrbach. Mittwochs ist sozusagen unser fixer Termin, an dem alle da sind – da wird gefangen, geworfen, geschlagen und viel gelacht. Zusätzlich gibt es freitags oft noch eine Trainingseinheit, an der wir von Herren 2 optional teilnehmen können. Freitags trainiert hauptsächlich Herren 1, aber wenn wir Lust und Zeit haben, dürfen wir dazukommen und uns mit den Erstteam-Spielern messen. Für mich als relativen Neuling ist das super spannend: Beim Friday Practice mit Herren 1 kann ich enorm viel lernen und mir den einen oder anderen Profi-Tipp abholen.
Das Training selbst ist immer abwechslungsreich gestaltet. Nach dem Warm-up und ein paar Wurfübungen geht es meistens in Stationsübungen über: Batting Practice (Schlagtraining) im Batting Cage oder auf dem Feld, Defense-Drills wie Grounder und Flyballs, Pitching/Catching-Übungen und am Ende oft noch ein kleines Scrimmage (Übungsspiel). Unsere Trainer achten darauf, dass sowohl die jungen Spieler als auch wir älteren Semester gefordert, aber nicht überfordert werden. Klar, manchmal geht ein Ball daneben oder ein Flyball wird unterlaufen – aber genau dann greifen die erfahrenen Teamkollegen ein und geben Tipps, statt zu kritisieren. Diese hilfsbereite Teamkultur gefällt mir unglaublich gut. Es ist absolut kein Problem, mit über 40 Jahren nochmal etwas völlig Neues zu lernen. Bei uns trainieren 16-Jährige Seite an Seite mit Ü40-Hobbyspielern – und jeder lernt vom anderen. Diese Durchmischung von Jung und Alt macht einen großen Reiz unseres Teams aus. Der Teamgeist steht über der individuellen Leistung; keiner wird schief angeschaut, wenn er mal einen schlechten Tag erwischt. Im Gegenteil: Dann gibt’s aufmunternde Sprüche und beim nächsten Mal klappt’s besser.
Ein besonderes Highlight ist für mich immer das Sommertraining. Sobald die Tage länger und wärmer werden, verlagert sich unser Baseballleben nach draußen unter den Himmel von Heidelberg. Abends, wenn die Sonne langsam hinter den Bäumen am Feldrand untergeht, herrscht eine Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist. Da stehen wir im Outfield, holen Bälle zurück, schwitzen und lachen – und man fühlt sich fast ein bisschen wie in einer Filmszene aus Field of Dreams. Nach dem Training sitzen wir Hedgehogs oft noch gemütlich beisammen. Gerade im Sommer bleibt man gerne noch am Platz: Einer unserer Jungs hat fast immer eine Kiste gekühltes Bier im Kofferraum. Dann gibt’s für jeden ein wohlverdientes Feierabendbier (natürlich nur für die Erwachsenen, die Jugend greift zu Spezi oder Wasser) und wir lassen den Abend ausklingen. Diese Momente sind Gold wert. Man redet über dies und das – über den letzten Spieltag der Bundesliga, den neuen Schläger, den sich jemand gekauft hat, oder einfach über Alltägliches. Durch solche Runden sind wir nicht nur Teamkollegen, sondern echte Freunde geworden.
Die Spieltage selbst sind dann nochmal ein Kapitel für sich. In der Landesliga (Herren 2) haben wir meistens am Wochenende unsere Spiele. Oft sind es Doubleheader, also zwei Spiele am gleichen Tag. Die Anspannung ist vor dem ersten Pitch immer da – egal, ob es ein Freundschaftsspiel oder ein Ligaspiel ist. Ich merke jedes Mal dieses Kribbeln im Bauch, wenn ich meine cleats (Baseballschuhe) schnüre und das Trikot mit dem Hedgehogs-Logo überstreife. Zuhause in Rohrbach haben wir zum Glück viele Unterstützer: Familie, Freunde und auch mal neugierige Zuschauer aus dem Stadtteil, die beim Sonntagsspaziergang stehen bleiben, um ein paar Innings anzuschauen. Wenn dann ein gutes Play gelingt – zum Beispiel ein weiter Schlag ins Outfield oder ein gelungenes Double Play in der Defense – jubeln alle zusammen. Der Nervenkitzel bei den Spielen ist für mich der ultimative Adrenalinkick. Ich stand früher schon bei anderen Sportarten im Wettkampf, aber beim Baseball ist es anders: Die Spannung baut sich langsam auf und entlädt sich dann schlagartig bei einem entscheidenden Spielzug. Stehe ich z.B. im Batter’s Box und warte auf den Pitch, pocht das Herz bis zum Hals – in dem Moment blende ich alles aus, höre nur meinen eigenen Atem und den Zuruf meiner Kollegen „Los, Jakob, hau drauf!“. Und wenn der Schläger dann tatsächlich den Ball trifft und dieser in hohem Bogen davonsegelt, gibt es kein besseres Gefühl.
Besonders schön ist auch unsere Herren-2-Teamdynamik an Spieltagen. Wir haben einige sehr erfahrene Spieler (inklusive Julius, der ja schon ewig dabei ist) und zugleich blutjunge Talente, die vielleicht ihr erstes Herrenspiel bestreiten. Da wächst richtig zusammen, was zusammengehört: Der routinierte Pitcher klopft dem nervösen 16-jährigen Shortstop auf die Schulter und gibt ihm Mut. Umgekehrt steckt die unbekümmerte Art der Jugend uns ältere an – man geht lockerer ins Spiel, weil die Jungs einfach mit Freude drauflos spielen. Und egal ob Sieg oder Niederlage: Danach sitzen wir meist zusammen mit dem Gegner bei einem Getränk, grillen vielleicht noch eine Wurst am Platz (manchmal organisiert der Heimverein ein kleines Catering). Dieses familiäre Miteinander sucht man im Profi-Sport vergeblich. In unserer kleinen Baseballwelt kennt man sich unter den Vereinen, man schätzt den fairen Wettbewerb und die gegenseitige Unterstützung. So macht jedes Spiel Wochenende für Wochenende aufs Neue Spaß.
Für mich persönlich ist der Alltag als Hedgehog ein wunderbarer Ausgleich zum Berufsleben. Einmal die Woche abschalten, den Schläger schwingen und mit guten Leuten Zeit verbringen – das möchte ich nicht mehr missen. Meine Tochter ist noch klein, aber ich nehme sie ab und zu mit zum Platz, damit sie Papa in Aktion sieht. Wer weiß, vielleicht steht sie in ein paar Jahren selbst mit dem T-Ball-Schläger bei den Little Hedgehogs auf dem Feld. Es wäre auf jeden Fall ein Traum von mir, meine Familie noch tiefer in diese Baseballfamilie hineinzubringen.
Der Schritt zum Baseball hat mein Leben bereichert
Die Heidelberg Hedgehogs sind für mich weit mehr als nur ein Sportverein. Sie sind eine Gemeinschaft, in der Freundschaften entstehen und Generationen verbunden werden. Ich habe in kurzer Zeit so viel über Fairness, Teamwork und Durchhaltevermögen gelernt – Werte, die auf und abseits des Platzes gelten. Baseball mag in Deutschland ein Außenseiter sein, aber gerade das macht ihn für mich besonders: Jeder, der hier spielt, will es wirklich. Diese Leidenschaft spürt man in jedem Training und jedem Spiel.
Für alle, die neugierig geworden sind: Traut Euch und probiert Baseball einfach mal aus! In Heidelberg (und an vielen anderen Orten in Deutschland) freuen sich Vereine wie die Hedgehogs immer über neue Gesichter – ganz egal, ob jung oder alt, Mann oder Frau, blutiger Anfänger oder alter Profi. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Bei den Hedgehogs zum Beispiel kann man unkompliziert zu einem Probetraining vorbeikommen (mittwochs 18 Uhr in Rohrbach). Wir stellen Ausrüstung, erklären die Grundlagen und heißen jeden willkommen, der Lust auf diesen tollen Sport hat.
Mich hat Baseball in seinen Bann gezogen, und vielleicht geht es Euch ja ähnlich, wenn Ihr den ersten Ball fangt oder Euren ersten Hit landet. Eines kann ich versprechen: Baseball in Heidelberg hat einen ganz eigenen Charme – sei es das Spiel selbst, die Leute im Verein oder das Gefühl, Teil etwas Besonderem zu sein. Die Heidelberg Hedgehogs verbinden amerikanische Sportkultur mit deutscher Vereinsmentalität, und das in unserer wunderschönen Stadt am Neckar. Ich bin dankbar, ein Teil davon zu sein.
In diesem Sinne: Play Ball! Vielleicht sieht man sich ja mal am Hedgehogs-Ballpark in Rohrbach, ob als Spielerin oder Zuschauerin. Denn wenn das heimische Publikum „Let’s go Hedgehogs!“ anfeuert, bekommt jeder mit Baseball-Fieber eine Gänsehaut. Komm vorbei und erlebe es selbst – die Hedgehogs-Familie heißt Dich herzlich willkommen!
Webseite: https://heidelberg-hedgehogs.de/