Venus Drowning: Ein surrealer Abstieg in den persönlichen Horror
Andrew Parkinsons Venus Drowning ist ein experimenteller Horrorfilm, der sich in das Reich des psychologischen Schreckens wagt. Die Handlung konzentriert sich auf Dawn, eine Frau, die von Verlust und Trauer zermalmt wurde: Tod der Mutter, Krebs ihres Mannes, der Verlust eines ungeborenen Kindes – ihr Leben ist ein einziges Trümmerfeld. Als sie nach einem missglückten Selbstmordversuch an einen einsamen Küstenort geschickt wird, beginnt eine verstörende Begegnung mit einem grotesken Embryo-artigen Wesen, das zum Symbol ihrer inneren Zerrissenheit wird.
Horror als Metapher für Depression
Venus Drowning wagt es, Depression und Trauma als visuellen Albtraum zu inszenieren. Das Cronenberg-eske Embryo – abstoßend, nass und beunruhigend lebendig – wird zur Manifestation von Dawns psychischen Dämonen. Es ist ein Symbol für unerträgliche Schuld, verdrängte Bedürfnisse und die Grenze zwischen Ekel und Bindung. Der Film bewegt sich konsequent im Unklaren: Ist das Embryo real oder nur eine Projektion von Dawns zusammenbrechender Psyche?
Stärken und Schwächen des Films
Der visuelle Stil erinnert an frühe David-Cronenberg-Werke wie eXistenZ oder Videodrome, wobei der Horror weniger körperlich und stärker psychologisch geprägt ist. Parkinson schafft es, Momente von tiefem Unbehagen zu erzeugen, besonders durch das Zusammenspiel von Körperlichkeit und Intimität. Doch trotz dieser dichten Atmosphäre leidet der Film in seiner Mitte unter Längen und einer repetitiven Erzählweise. Die Monotonie des Soundtracks verstärkt dieses Gefühl – was einerseits zur Trostlosigkeit von Dawns Welt passt, andererseits aber die Erzählung zäh wirken lässt.
Ein Werk für Liebhaber des surrealen Horrors
Venus Drowning ist kein konventioneller Horrorfilm. Statt klarer Erklärungen und Spannungsbögen bekommt der Zuschauer ein verstörendes, fragmentarisches Erlebnis, das sich tief in das Thema psychischen Leidens hineinwühlt. Der Film ist roh, verstörend und gelegentlich schwer zugänglich. Für Zuschauer:innen, die Werke wie Requiem for a Dream oder Cronenbergs Body-Horror zu schätzen wissen, bietet Venus Drowning eine ähnlich eindringliche Erfahrung.
Fazit
Andrew Parkinson gelingt ein filmischer Blick in die Dunkelheit der menschlichen Psyche, der ebenso faszinierend wie unangenehm ist. Venus Drowning ist ein Werk, das experimentellen Horror mit psychologischen Abgründen verknüpft. Kein Film für jedermann, aber ein eindringliches Erlebnis für all jene, die den Horror der Seele erforschen möchten.