“Trap” – Hochspannung auf engstem Raum mit Shyamalan in Bestform

M. Night Shyamalan beweist mit Trap einmal mehr, dass es eine kluge Entscheidung ist, mit einem eingespielten Team zu arbeiten. Schon Knock at the Cabin zeigte, wie meisterhaft er beklemmende, ortsgebundene Thriller inszenieren kann – und Trap treibt dieses Konzept noch weiter. Was als simples Katz-und-Maus-Spiel beginnt, entfaltet sich zu einem nervenaufreibenden Thriller mit einer Intensität, die von der ersten bis zur letzten Minute nicht nachlässt.

Ein besonderer Trumpf des Films ist die Rückkehr von Noemi Katharina Preiswerk, die bereits mit Knock at the Cabin bewiesen hat, dass sie ein Kammerspiel so dynamisch schneiden kann, dass es sich niemals eintönig anfühlt. Doch diesmal steht sie vor einer ganz neuen Herausforderung: Statt einer abgeschiedenen Waldhütte muss sie das Chaos eines überfüllten Konzertsaals orchestrieren – und genau daraus zieht der Film seine atemlose Spannung.

Eine Schnitt-Meisterleistung: Wenn ein Pop-Konzert zur Todesfalle wird

Die Prämisse von Trap klingt völlig absurd – und ist genau deshalb so genial: Josh Hartnett spielt Cooper, einen liebevollen Vater… der dummerweise auch ein Serienkiller ist. Als er mit seiner Tochter Riley (Ariel Donoghue) ein restlos ausverkauftes Konzert von Popstar Lady Raven besucht, tappt er in eine FBI-Falle, die nur darauf wartet, „The Butcher“ zu schnappen. Plötzlich wird der gesamte Veranstaltungsort zu einem Hochsicherheitstrakt – und Cooper muss unentdeckt bleiben, während die Schlinge sich langsam um ihn zuzieht.

Hier zeigt Preiswerk erneut, warum sie zu den spannendsten Editoren der Branche gehört. Die Art und Weise, wie sie die Jagd auf Cooper schneidet, sorgt dafür, dass sich die Bedrohung minütlich zuspitzt. Wenn er knapp an einer Security-Kontrolle vorbeischlüpft, wenn sich sein Blick nervös durch die Halle bewegt, wenn er panisch Fluchtwege sucht – jeder Schnitt sitzt, jeder Perspektivwechsel erhöht die Spannung.

Trap hat die gleiche klaustrophobische Intensität wie Knock at the Cabin, aber mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit. Der Konzertsaal wird zur tödlichen Falle, und das Publikum ist immer genau so verwirrt, gehetzt und atemlos wie Cooper selbst.

Shyamalans visuelle Handschrift – Suspense im Hitchcock-Stil

Die Zusammenarbeit mit Kameramann Sayombhu Mukdeeprom (Suspiria, Memoria) erweist sich als weiterer Glücksgriff. Während Knock at the Cabin mit ruhigen Nahaufnahmen und moralischer Ambivalenz arbeitete, setzt Trap auf ein völlig anderes Konzept: Wir erleben den gesamten Film aus Coopers Perspektive.

Wir sehen die Bühne fast ausschließlich aus den Zuschauerreihen – genau wie Cooper. Überwachungskameras, Sicherheitspersonal und verdächtige Gestalten tauchen in den Randbereichen unseres Blickfelds auf und werden mit jeder Minute bedrohlicher. Besonders clever ist der Umgang mit Lady Raven (gespielt von Saleka Shyamalan). Anfangs erscheint sie nur als überlebensgroßes Bild auf den Konzertbildschirmen oder in den Handykameras der Fans. Doch je weiter Cooper sich durch die Halle bewegt – und je mehr ihm die Lage entgleitet – desto klarer und realer wird auch ihr Bild.

Diese Inszenierung verstärkt das Gefühl, dass sich das Netz um Cooper immer weiter zuzieht. Wir sind mit ihm gefangen in einer Situation, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt.

Josh Hartnett liefert eine der besten Performances seiner Karriere

So wie Dave Bautista in Knock at the Cabin mit stiller Intensität glänzte, brilliert Josh Hartnett hier mit einer fesselnden Ambivalenz. Sein Cooper ist ein faszinierendes Rätsel – ein Mann, den wir fürchten sollten, den wir aber dennoch nicht hassen können.

Seine Vaterrolle wirkt echt, seine Liebe zu Riley ist unbestreitbar. Doch sobald die Falle zuschnappt, verwandelt er sich in eine eiskalte Überlebensmaschine. Seine Augen scannen den Raum, sein Verstand berechnet Auswege – und doch bleibt er die ganze Zeit über vollkommen ruhig. Manchmal erinnert er dabei an Patrick Bateman aus American Psycho: charmant, lächelnd, aber mit einer unheimlichen Berechnung in seinem Blick.

Das große Kunststück des Films ist, dass er uns zwingt, mit einem Mörder mitzufiebern. Ähnlich wie in Knock at the Cabin, wo wir nie ganz sicher waren, ob die Eindringlinge Helden oder Fanatiker sind, stellt uns Trap vor eine unangenehme Frage: Wollen wir wirklich, dass dieser Mann entkommt? Können wir ihm tatsächlich Sympathien entgegenbringen?

Die Evolution von Shyamalans Suspense-Technik

Obwohl sich Knock at the Cabin und Trap in ihrer Tonalität stark unterscheiden, sind sie beide durch eine klare kreative DNA verbunden. Die Kombination aus Preiswerks Schnitt, Mukdeeproms Kamera und Shyamalans straffer Regie zeigt, dass dieses Team das Handwerk des Suspense perfektioniert hat.

Beide Filme:

  • Nutzen einen begrenzten Raum als Hochspannungskulisse (Knock at the Cabin: abgeschottete Hütte, Trap: überfüllte Arena).
  • Erzählen ausschließlich aus der subjektiven Perspektive des Protagonisten (Knock: die Opfer, Trap: der Täter).
  • Setzen auf rhythmische Schnittfolgen, um die Spannung konstant aufrechtzuerhalten.
  • Präsentieren moralisch ambivalente Hauptfiguren, die unsere Sympathien herausfordern.

Shyamalan wurde oft für seine berüchtigten Twists kritisiert, doch mit seinen letzten beiden Filmen beweist er, dass er die Spannung selbst zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt macht. Trap braucht keinen großen Schockmoment am Ende – die gesamte Laufzeit über ist bereits eine einzige nervenzerreißende Achterbahnfahrt.

Ein Hochspannungsthriller mit einem perfekt eingespielten Kreativteam

Mit Trap zeigt Shyamalan eine weitere Evolutionsstufe seiner Suspense-Technik. Während Knock at the Cabin eine existenzielle Thriller-Fabel war, ist Trap ein reines Hochgeschwindigkeits-Thriller-Erlebnis – eine Hetzjagd, die nicht eine Sekunde nachlässt.

Noemi Katharina Preiswerks Rückkehr an den Schneidetisch erweist sich als goldrichtig – sie versteht es meisterhaft, selbst einen riesigen Konzertsaal wie eine tödliche Falle wirken zu lassen. Mukdeeproms Kameraarbeit verstärkt die Beklemmung und Josh Hartnett liefert eine der besten Leistungen seiner Karriere.

Wenn man sich wünscht, ein Film möge niemals den Spannungsbogen loslassen, dann ist Trap genau das richtige Erlebnis. Hier wird man nicht nur gefesselt – man wird regelrecht an die Wand gedrückt.

Ein Meisterwerk des Thrillers, das Shyamalan und sein Team auf dem Höhepunkt ihres Schaffens zeigt.

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