„The Crossing – Teuflisches Verlangen“: Ein stiller Abstieg in mentale Abgründe

Ein norwegischer Film, der die Dunkelheit weniger in physischer Brutalität als im psychologischen Sadismus sucht, The Crossing – Teuflisches Verlangen (Andreaskorset) erzählt die Geschichte eines Mannes, der durch einen Unfall nicht nur seine Bewegungsfreiheit, sondern schleichend auch seine Würde und Kontrolle über das eigene Leben verliert. Bereits die erste Szene macht deutlich, dass Sexualität in dieser Beziehung ein zentrales, fragiles Fundament darstellt, das unter der Last seiner Behinderung zerbricht.

Psychospiel auf engem Raum

Der Film etabliert ein Kammerspiel voller stiller Grausamkeit. Der ältere Handwerker, der von einem Hilfswerk kommt, wird zur Verkörperung unkontrollierter Dominanz und unterdrückter Gewalt. Während der Protagonist körperlich gefangen ist, spitzt sich die Situation mental zu: seine Frau wird zur Schachfigur in einem zunehmend verstörenden Spiel. Aus Hilfsbereitschaft wird Manipulation, aus Manipulation offene Bedrohung.

Erotik und Unglaubwürdigkeit

Trotz der teils geschickt eingesetzten erotischen Spannung verliert der Film durch unrealistische Momente an Wirkung. Die Figuren handeln nicht immer plausibel: Weder die Passivität des Protagonisten noch die Naivität seiner Frau erscheinen nachvollziehbar, insbesondere in den Situationen, in denen man logische Gegenwehr erwarten würde. Die Handlungen des Eindringlings, so unberechenbar sie auch wirken, geraten dadurch zu überkonstruiert, was die Glaubwürdigkeit der Eskalation schmälert.

Verwirrung statt Katharsis

In der finalen halben Stunde erreicht der Film zwar seinen dramatischen Höhepunkt, doch das späte Tempo und die überzeichnete Dynamik können das langsame, psychologische Fundament nicht retten. Statt einer befreienden Auflösung bleibt ein Gefühl der Verwirrung, als würden Realismus und inszenierte Unlogik sich gegenseitig im Weg stehen.

Fazit

The Crossing – Teuflisches Verlangen wagt sich in psychologische Untiefen und spielt gekonnt mit erotischer Spannung und Hilflosigkeit. Doch die narrative Unglaubwürdigkeit und die inkonsistente Figurenzeichnung rauben dem Film seine Kraft. Ein Thriller, der in Momenten verstört und fesselt, insgesamt jedoch zu schwach ist, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ein norwegischer Versuch, mentale Abgründe auszuloten – jedoch ohne großen Wurf.

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