“Rollerball” (2002): Ein spektakuläres Desaster – oder wie man 70 Millionen Dollar in Rauch aufgehen lässt
“Rollerball” (2002): Ein spektakuläres Desaster – oder wie man 70 Millionen Dollar in Rauch aufgehen lässt
Wenn es einen Wettbewerb für das schlechteste Remake aller Zeiten gäbe, dann würde John McTiernans “Rollerball” nicht nur gewinnen – er würde ihn mit einer Ehrenmedaille verlassen. Was 1975 als düsterer Sci-Fi-Klassiker von Norman Jewison begann, endete 2002 als groteskes Spektakel, das an seinen eigenen Ambitionen erstickte. Mit einem Star-Ensemble, einer großzügigen Finanzierung und einem Regisseur, der mit Filmen wie “Die Hard” und “Predator” Geschichte geschrieben hat, hätte dieses Remake ein Knaller werden können. Stattdessen wurde es ein Feuerwerk der Peinlichkeiten, das in der Filmgeschichte wohl als Mahnmal für misslungene Blockbuster stehen bleibt.
Chaos trifft auf Unsinn
Die Prämisse von “Rollerball” – ein brutaler futuristischer Sport, der zur Unterhaltung der Massen dient – ist eigentlich ein zeitloser Stoff. Doch die 2002-Version verspielt dieses Potenzial, indem sie die Handlung in eine Art actiongeladenes Musikvideo verwandelt, in dem es weniger um Spannung als um laute Explosionen geht. Jonathan Cross (gespielt von Chris Klein) wird von seinem alten Kumpel Marcus Ridley (LL Cool J) überredet, in die Welt des Rollerball-Sports einzusteigen. Der skrupellose Geschäftsmann Petrovich (Jean Reno) nutzt den Sport als Vehikel für Profit und Gewalt – Überraschung! Doch statt einer scharfsinnigen Kapitalismuskritik wie im Original, stolpert der Film von einer konfusen Action-Sequenz zur nächsten, ohne jemals echte Spannung oder Emotionen zu erzeugen.
Charaktere: Flach wie ein Brett
Chris Klein als Jonathan Cross ist ungefähr so charismatisch wie ein Stück Pappe. Sein gelangweilter Blick und seine monotone Darbietung lassen vermuten, dass er den Vertrag für diesen Film blind unterschrieben hat. LL Cool J, normalerweise ein Lichtblick in jedem Film, wird auf einen Sidekick reduziert, dessen einzige Aufgabe darin besteht, coole Sprüche zu klopfen und irgendwann heldenhaft zu sterben. Jean Reno, ein gestandener Schauspieler, der in Filmen wie “Léon: Der Profi” brillierte, scheint selbst nicht zu wissen, warum er hier mitspielt. Rebecca Romijn-Stamos als Aurora, eine mechanisch wirkende Mitspielerin, bekommt kaum Raum, um ihre Figur zu entwickeln – oder überhaupt etwas Interessantes zu tun.
Ein visuelles Verbrechen
Es ist schwer, über die Optik von “Rollerball” zu sprechen, ohne sich die Haare zu raufen. Die berüchtigten Nachtsicht-Sequenzen, bei denen alles in einem grünlichen Schleier versinkt, machen es unmöglich, zu erkennen, was überhaupt passiert. Diese stilistische Entscheidung wirkt weniger wie ein kreativer Kniff und mehr wie ein technischer Defekt. Der hektische Schnitt, der offenbar darauf abzielt, Dynamik zu erzeugen, sorgt nur für Kopfschmerzen. In einer Ära, in der Filme wie “The Matrix” die Messlatte für Action-Kino höher gelegt hatten, wirkt “Rollerball” wie ein Rückfall in die Steinzeit der Filmästhetik.
Ein auditiver Albtraum
Der Soundtrack ist ein wildes Durcheinander, das sich nie organisch in den Film einfügt. Warum LL Cool J, einer der Hauptdarsteller, nicht mit einem eigenen Song vertreten ist, bleibt ein Rätsel. Stattdessen werden generische Rock- und Metal-Sounds so plump eingesetzt, dass sie jede Szene überladen und statt Energie nur Lärm erzeugen. Die Toneffekte der Rollerball-Spiele sind genauso schlecht abgemischt wie die Dialoge – was den Eindruck verstärkt, dass niemand hinter den Kulissen wirklich wusste, was er tat.
Ein verlorenes Erbe
Das Original von 1975 war eine zynische Meditation über die Macht von Medien und Konzernen, die Gewalt kommerzialisieren. In McTiernans Version wird diese Botschaft durch sinnlose Action und klischeehafte Charaktere erstickt. Statt gesellschaftskritischer Substanz gibt es hier eine flache Gut-gegen-Böse-Story, die nicht einmal ansatzweise mit der Komplexität des Originals mithalten kann.
Leistung der Schauspieler: Verschwendetes Talent
Es ist schwer zu sagen, ob die Schauspieler schlecht sind, weil sie es nicht besser können, oder weil das Drehbuch sie im Stich lässt. Chris Klein stolpert ohne erkennbare Leidenschaft durch die Szenen. LL Cool J schafft es, hin und wieder einen Funken Sympathie zu erzeugen, wird aber durch das schwache Drehbuch und die uninspirierte Regie ausgebremst. Jean Reno, sonst ein Garant für Charisma, wirkt sichtlich gelangweilt, und Rebecca Romijn-Stamos bleibt kaum mehr als Dekoration.
Regie: Ein erschreckender Absturz
John McTiernan ist einer der Meister des Action-Kinos, und genau das macht diesen Film so unverständlich. Wie konnte der Mann hinter Klassikern wie “Die Hard” und “Jagd auf Roter Oktober” ein solches Desaster abliefern? Es scheint, als hätte McTiernan komplett die Kontrolle über Ton, Stil und Struktur des Films verloren. Ob es am Studio, an Produktionsproblemen oder an seinem eigenen Urteil lag, bleibt unklar – aber das Ergebnis ist ein Totalausfall.
Im Vergleich zum Original von 1975 ist “Rollerball” ein Witz. Wo Norman Jewison eine düstere und durchdachte Zukunftsvision schuf, liefert McTiernan ein lautes und gedankenloses Spektakel ab. Selbst innerhalb des Genres der dystopischen Sportfilme – denken Sie an “The Hunger Games” oder “Battle Royale” – fällt “Rollerball” durch seinen Mangel an Substanz und Stil ab.
Ein Film zum Vergessen
“Rollerball” (2002) ist mehr als nur ein schlechter Film – er ist eine Warnung. Eine Warnung davor, wie Hollywood großartige Konzepte verwässern kann, wenn Kreativität und Vision durch reine Profitgier ersetzt werden. Mit einer verschwendeten Starbesetzung, einem überladenen Budget und einer erschreckend schlechten Umsetzung ist “Rollerball” ein Paradebeispiel dafür, wie man ein Remake besser nicht machen sollte.
Wenn Sie masochistisch veranlagt sind, könnte dieser Film ein faszinierendes Studienobjekt sein. Für alle anderen: Sparen Sie sich die 98 Minuten und schauen Sie das Original – oder einfach irgendetwas anderes.