Road House (2024): Prügelspaß ohne Reue – und genau deshalb funktioniert es

Lass uns das gleich klarstellen: Ich lobe Road House lieber zu viel, als dass ich am Ende Ärger mit Jake Gyllenhaal oder, noch schlimmer, Conor McGregor bekomme. Aber mal ehrlich – dieser Film verdient eine faire Bewertung. Und er liefert ab.

Doug Limans Road House ist kein Oscar-Kandidat, kein Arthouse-Kino und ganz sicher keine tiefgründige Charakterstudie. Aber das will der Film auch gar nicht sein – und genau deshalb macht er so viel Spaß. Es ist ein durch und durch überdrehter, biergetränkter, testosterongeladener Actionfilm, triefend vor Florida-Sonnenlicht und B-Movie-Charme. Eigentlich hätte man ihn im größten und lautesten Kino sehen müssen, mit einem Publikum, das bei jedem Faustschlag jubelt, bei jeder zerbrochenen Flasche aufschreit und bei jeder absurden One-Liner abfeiert. Stattdessen hat Amazon sich das Ding geschnappt und direkt ins Streaming verbannt – eine echte Sünde. So ein Film gehört nicht auf die Couch, sondern in einen Saal voller feiernder Leute.

Jake Gyllenhaal: Der coolste Türsteher seit Patrick Swayze

Patrick Swayzes Fußstapfen zu füllen, ist nicht einfach, aber Gyllenhaal macht die Rolle zu seiner eigenen. Sein Dalton ist ein ehemaliger UFC-Kämpfer mit düsterer Vergangenheit und noch düstererem Humor. Wo Swayze damals der Zen-Krieger war, gibt Gyllenhaal dem Charakter mehr Sarkasmus und eine gewisse Unberechenbarkeit. Man hat jederzeit das Gefühl: Dieser Typ könnte wirklich gefährlich sein.

Das Beste daran? Gyllenhaal hat offensichtlich Spaß. Er spielt Dalton mit einem wissenden Grinsen, als würde er selbst nicht glauben, in was für einem absurden Spektakel er da mitspielt – aber er zieht es mit voller Überzeugung durch. Und es funktioniert! Er ist durchtrainiert, charismatisch und wirkt absolut glaubhaft als Typ, mit dem man sich besser nicht in einer Bar anlegen sollte. Und ja, er verbringt eine beachtliche Menge Zeit ohne Shirt – was sicher kein Nachteil für die Optik des Films ist.

Conor McGregor: Wahnsinnig? Auf jeden Fall. Unterhaltsam? Ohne Frage.

Und dann ist da noch Conor McGregor. Der MMA-Star gibt hier sein Filmdebüt als Knox, ein völlig durchgeknallter Schläger, der Dalton aus dem Weg räumen soll. Und ehrlich? Ich bin mir nicht sicher, ob McGregor wirklich schauspielert oder einfach nur er selbst ist. Jedes Mal, wenn er auf der Leinwand auftaucht, dreht der Film den Wahnsinnsregler noch ein Stück weiter auf.

Er schreit, lacht manisch, und kämpft, als hätte er vergessen, dass das hier ein Filmset ist und keine echte Kneipenschlägerei. Ist seine Performance subtil? Absolut nicht. Ist sie unterhaltsam? Oh ja. Falls Hollywood noch einen neuen überdrehten Action-Bösewicht braucht – hier ist er.

Doug Limans Handschrift: Stilvoll inszeniertes Chaos mit einem Augenzwinkern

Doug Liman (The Bourne Identity, Edge of Tomorrow) weiß genau, was er tut. Er versucht nicht, Road House neu zu erfinden oder auf eine tiefere Ebene zu heben. Stattdessen lehnt er sich voll rein und macht aus der Geschichte ein stylisches Action-Gewitter mit dreckigem Humor.

Die Kämpfe sind roh, zahlreich und gut choreografiert, auch wenn einige zu nah gefilmt sind, sodass man nicht immer alles erkennt. Das Setting in den Florida Keys (gedreht wurde tatsächlich in der Dominikanischen Republik) gibt dem Ganzen eine sonnendurchflutete Ästhetik, die sich perfekt mit der brutalen Action paart.

Die Story? Klassisch. Aber mit mehr Explosionen.

Wie schon im Original folgt die Handlung einem bewährten Western-Muster: Ein Einzelkämpfer kommt in eine gesetzlose Stadt, räumt mit den Bösewichten auf und muss sich am Ende dem größten Schurken stellen. Nur dass die Stadt diesmal eine Florida-Kneipe ist und der Fiesling Billy Magnussen als arroganter Immobilienhai, der alles dem Erdboden gleichmachen will.

Man hat das alles schon gesehen, aber es funktioniert, weil der Cast mit voller Begeisterung dabei ist. Jessica Williams sorgt als Barbesitzerin für ein paar witzige Momente, und Daniela Melchior ist als Love Interest solide, auch wenn ihre Rolle nicht gerade tiefgründig ist.

Einziges Manko: Im Finale geht der Film etwas zu sehr in düstere, brutale Gefilde und verliert dabei etwas von seinem selbstironischen Charme. Daltons Verwandlung vom abgebrühten Kämpfer zum unkontrollierten Berserker fühlt sich nicht ganz organisch an. Aber an diesem Punkt ist man entweder voll dabei – oder längst ausgestiegen.

Eine Schande für die Kinowelt: Kein Kinostart?!

Und hier kommt der größte Skandal: Road House hätte ein Kino-Event sein müssen. Das ist ein Film für ein Publikum, das sich bei jeder absurden Actionszene und jedem übertriebenen Spruch amüsiert. Doch stattdessen landet er direkt auf Streaming. Das fühlt sich schlichtweg falsch an. Der Film hätte das Potenzial gehabt, ein Kultklassiker auf der großen Leinwand zu werden – jetzt wird er vermutlich als “ganz lustiger Prime-Film” in der Masse untergehen. Eine verpasste Chance.

Ein wilder Ritt mit viel Spaß und wenig Hirn

Road House (2024) wird keinen Preis für Tiefgang gewinnen – aber das will der Film auch gar nicht. Er ist ein sonnengeflutetes, biertriefendes Action-Fest, das genau weiß, was es ist, und sich keinen Moment lang dafür schämt.

Jake Gyllenhaal ist cool, Conor McGregor ist eine wandelnde Abrissbirne, und Doug Liman inszeniert das Ganze mit der perfekten Mischung aus Stil und Augenzwinkern.

Ist das Ganze dumm? Oh ja. Aber manchmal ist genau das, was man braucht.

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