„Mr. & Mrs. Smith“ – Ein explosiver Mix aus Action und Humor

Doug Limans „Mr. & Mrs. Smith“ ist ein schlanker, adrenalingeladener Beweis dafür, wie Hollywood simple Ideen in hochpoliertes Entertainment verwandeln kann. Mit Brad Pitt und Angelina Jolie im Zentrum ist der Film ein unwiderstehlicher Mix aus Charisma, Comedy und Chaos – ein unbeschwerter Blockbuster, der genau weiß, was er ist, und sich in seiner eigenen Dreistigkeit suhlt.

In vielerlei Hinsicht wirkt er wie der spirituelle Nachfolger von Arnold Schwarzeneggers „True Lies“ (1994). Beide Filme drehen sich um das geheime Doppelleben elitärer Agenten und stellen dabei Spionage-Action den alltäglichen (und oft urkomischen) Eheproblemen gegenüber. Während James Camerons „True Lies“ mehr Gewicht darauf legt, wie der versteckte Beruf des Ehemanns und die Ahnungslosigkeit seiner Frau für Spannungen sorgen, setzt „Mr. & Mrs. Smith“ noch einen drauf, indem beide Ehepartner tödliche Profikiller sind – eine Entscheidung, die eine ausgewogenere Erforschung der Dynamik zwischen zwei gleichermaßen gefährlichen und dysfunktionalen Partnern ermöglicht.

Eine Ehe am Abgrund (und im Kugelhagel)

Die Prämisse ist herrlich absurd: John und Jane Smith stecken in der Eintönigkeit eines Vorstadtlebens fest – bis sie herausfinden, dass sie beide Elite-Auftragskiller rivalisierender Agenturen sind. Diese Erkenntnis kommt, wie zu erwarten, mit einem heftigen Zusammenstoß ihrer beiden Welten und löst eine Kette chaotischer Ereignisse voller Lügen, Betrug und widerwilliger Zusammenarbeit aus.

Der Grundgedanke erinnert offensichtlich an „True Lies“, wo Schwarzeneggers Harry Tasker ein Geheimagent ist und seine Frau Helen (gespielt von Jamie Lee Curtis) ihn fälschlicherweise für einen langweiligen Computerverkäufer hält. Beide Filme nutzen das Motiv einer verborgenen Identität als Ausgangspunkt für Ehekrach und komische Missverständnisse, aber „Mr. & Mrs. Smith“ geht noch einen Schritt weiter: Anstatt dass nur ein Partner Geheimnisse hütet, führen beide ein Doppelleben. Diese Symmetrie steigert den Einsatz und bringt eine köstlich chaotische Dynamik ins Spiel, die den Film frisch und spannend hält.

Während „True Lies“ einen Großteil seines Humors aus Helens Unwissenheit und ihrer schrittweisen Erkenntnis von Harrys wahrem Ich zieht, lebt „Mr. & Mrs. Smith“ von der gegenseitigen Täuschung des Paares. Der Moment, in dem John und Jane schließlich die Identität des jeweils anderen aufdecken – bei einem spannenden, aber urkomischen Abendessen – löst eine wilde Kettenreaktion aus, die zu einigen der unterhaltsamsten Szenen moderner Actionfilme führt.

Charisma und Chemie

Ohne Frage sind Brad Pitt und Angelina Jolie das Rückgrat dieses Films. Ihre Chemie ist elektrisierend, fast schon explosiv – eine Alchemie, die über das Drehbuch hinausgeht und zum entscheidenden Qualitätsmerkmal wird. Pitt bringt seinen typischen lausbübischen Charme in die Rolle des John ein, eines entspannten, leicht tollpatschigen Ehemanns mit selbstbewusster Fassade und weichem Kern. Jolie wiederum strahlt als Jane kühle Raffinesse aus und balanciert tödliche Präzision mit Momenten echter Wärme.

Auch Schwarzenegger und Curtis hatten in „True Lies“ unbestreitbar Chemie, aber ihr Verhältnis wurde durch das Machtgefälle verzerrt: Harry ist der erfahrene Spion, Helen die ahnungslose Ehefrau. Bei Pitt und Jolie hingegen sind die Smiths ebenbürtig – sowohl in ihren Killer-Fähigkeiten als auch in ihren emotionalen Schwachpunkten. Das sorgt für eine spannende Dynamik, in der sie sich jederzeit entweder gegenseitig umbringen oder ihre Liebe wieder entfachen könnten.

Die Therapiesitzungen in „Mr. & Mrs. Smith“ sind außerdem ein genialer Kontrapunkt zu den slapstickartigen Szenen in „True Lies“, in denen Harry seiner Frau eine fingierte Spionagemission unterjubelt, um ihr wieder mehr Nervenkitzel zu verschaffen. Beide Filme greifen das Thema auf, eine eingefahrene Ehe aufzupeppen, aber „Mr. & Mrs. Smith“ verpasst diesem Ansatz eine modernere, bissigere Note – die Figuren wirken mehr wie Partner auf Augenhöhe als überzeichnete Karikaturen.

Glänzende Show

Auch optisch teilen sich „Mr. & Mrs. Smith“ und „True Lies“ eine Vorliebe für extravagante Actionszenen, setzen sie aber unterschiedlich um. Limans Film punktet mit einem kühlen, schicken Look und modernen Sets. Das Vorstadthaus der Smiths ist ein sorgfältig kuratierter Mix aus Modernität und Fassade – ein Spiegelbild ihrer nach außen hin perfekten, aber innerlich chaotischen Beziehung.

Die Actionsequenzen in „Mr. & Mrs. Smith“ wirken selbstironischer und verspielter als die bombastischen Schauwerte in „True Lies“. Während Camerons Film auf riesige Explosionen, Kampfjets und nukleare Bedrohungen setzt, konzentriert sich Liman auf etwas intimere Zerstörung. Die berühmte „häusliche Kriegszone“-Szene, in der John und Jane ihr eigenes Heim in Schutt und Asche legen, ist ein absolutes Highlight. Sie ist chaotisch, lustig und auf seltsame Weise befreiend – ein Ventil für ihre aufgestaute Frustration miteinander.

Verspielter Puls

Auch der Soundtrack, komponiert von John Powell, ist ein echtes Schmankerl. Er wechselt zwischen treibenden Beats und jazzigen Zwischentönen und passt sich perfekt den Stimmungsschwankungen des Films an. Der Einsatz von Kultsongs wie „Mondo Bongo“ von Joe Strummer & The Mescaleros verleiht den heißen Szenen einen zusätzlichen Schuss Verspieltheit.

Im Vergleich dazu setzt „True Lies“ auf einen eher orchestralen, dramatischen Score von Brad Fiedel, der das epische Ausmaß des Films unterstreicht. Beide Ansätze passen zu ihren jeweiligen Filmen, aber Powells Musik in „Mr. & Mrs. Smith“ wirkt noch harmonischer mit dem selbstironischen Humor und dem starken Fokus auf Style.

Liebe, Geheimnisse und Wiederentdeckung

Beide Filme untersuchen, wie sich Geheimnisse auf eine Ehe auswirken, doch „Mr. & Mrs. Smith“ geht etwas zynischer – und am Ende doch romantischer – damit um. Während „True Lies“ andeutet, dass Täuschung eine Beziehung neu entfachen kann, ist „Mr. & Mrs. Smith“ der Meinung, dass Liebe selbst die krassesten Betrügereien überleben kann, wenn das Fundament stimmt.

Im Kern geht es um Wiederentdeckung: den Partner nicht mehr so zu sehen, wie man ihn immer gesehen hat, sondern ihn wirklich kennenzulernen. Dass die Smiths sich von gegenseitigem Misstrauen zu neu entfachter Leidenschaft bewegen, ist nicht nur aufregend, sondern auch überraschend berührend. Es zeigt, dass selbst in den explosivsten Beziehungen wieder Ruhe einkehren kann, sobald beide ihre Masken fallen lassen.

Action trifft Rom-Com

Liman mischt die Genres geschickt und kreiert dadurch etwas, das trotz bekannter Zutaten frisch wirkt. Als Actionfilm liefert er alle nötigen Adrenalin-Kicks, mit durchchoreografierten Stunts und genug Feuerkraft, um Fans von „Stirb langsam“ oder „Mission: Impossible“ glücklich zu machen. Als romantische Komödie setzt er auf spritzige Dialoge und eine Screwball-Energie, die an Klassiker wie „His Girl Friday“ oder „Der dünne Mann“ erinnert.

Verglichen mit „True Lies“ wirkt „Mr. & Mrs. Smith“ wie eine modernere, gleichberechtigtere Variante des „Geheimagent“-Themas. Beide Filme handeln im Kern davon, wie man ein Privatleben mit einem Job auf Leben und Tod vereinbart, aber Limans Film fühlt sich weniger an alte Rollenbilder gebunden. Anstatt dass ein Partner den anderen rettet, sind die Smiths gleichwertig – beide haben ihre Fehler, beide sind gefährlich, und am Ende sind sie zusammen stärker.

Ein Action-Ritt, den man gerne mitmacht

„Mr. & Mrs. Smith“ ist kein Meisterwerk und will das auch gar nicht sein. Es ist ein Film, der dich einlädt, dich zurückzulehnen und einfach Spaß zu haben – die Kino-Entsprechung eines gut gemixten Cocktails: geschmeidig, befriedigend und mit einem kleinen Rauschfaktor.

Zwar fehlt ihm die Tiefe von Limans „Die Bourne Identität“ oder die Wucht eines Christopher-Nolan-Epos, aber er erfüllt seinen Zweck als eskapistische Unterhaltung perfekt. Wer auf eine Mischung aus Humor, Action und prickelnder Chemie steht, kommt hier voll auf seine Kosten.

Ähnlich wie „True Lies“ erinnert er an das pure Vergnügen, das entsteht, wenn man große Action, große Stars und große Lacher kombiniert. Brad Pitt und Angelina Jolie beim Schlagabtausch (verbal wie waffentechnisch) zu beobachten, zeigt, warum wir überhaupt ins Kino gehen: um zu lachen, zu staunen und uns mitreißen zu lassen. Und in diesem Sinne trifft „Mr. & Mrs. Smith“ sein Ziel mit stilvoller Präzision.

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