„May: Die Schneiderin des Todes“ – Ein schauriges Porträt von Einsamkeit und Wahnsinn
Ein ungewöhnlicher Horrorfilm mit Tiefgang
May: Die Schneiderin des Todes ist kein typischer Horrorfilm mit Monstern und Blutrausch. Vielmehr handelt es sich um ein tief verstörendes Psychodrama, das uns in die kaputte Welt einer Außenseiterin entführt. Der Film zeichnet ein subtiles, erschütterndes Bild von Einsamkeit, sozialer Isolation und dem Zerbrechen an unerfüllten Sehnsüchten. Diese leisen Schrecken machen ihn besonders.
May: Eine komplexe Protagonistin
May Canady ist keine klassische Horrorfigur, sondern eine tief tragische Heldin. Ihre verzerrte Wahrnehmung der Realität, geprägt durch eine Kindheit voller Zurückweisung und den obsessiven Wunsch nach Perfektion, ist verstörend und gleichzeitig herzzerreißend. Angela Bettis brilliert in der Rolle – ihre Darstellung der zarten, verletzlichen, aber auch unberechenbaren May ist außergewöhnlich und trägt den Film. Die Entwicklung ihrer Figur, von der schüchternen Außenseiterin hin zur erschreckend entschlossenen Antiheldin, ist beklemmend und faszinierend zugleich.
Ein makabrer Sinn für Humor und skurrile Nebenfiguren
Der Film überrascht mit schwarzem Humor und kuriosen Charakteren. Anna Faris als flirtende, manipulative Kollegin zeigt, dass sie mehr kann als nur Comedy. Ihre schrägen Dialoge und die bizarren Interaktionen mit May verleihen dem Film eine groteske Leichtigkeit. Auch die Nebenfiguren tragen zum absurden Charme bei, wobei ihre Exzentrik immer in einem tragischen Kontext steht.
Ein düsterer Stil mit poetischen Untertönen
Regisseur Lucky McKee versteht es, eine bedrückende Atmosphäre zu schaffen. Der Film ist stilistisch eigenwillig, die Inszenierung reicht von klaustrophobischen Innenräumen bis zu verstörenden Nahaufnahmen, die Mays zunehmenden Wahnsinn widerspiegeln. Die intensive Bildsprache und die verstörende Musik verstärken die psychologische Tiefe.
Ein Finale, das polarisiert
Während die erste Hälfte des Films mit ihrer feinen Charakterzeichnung und spannungsvollen Andeutungen überzeugt, verliert sich das Finale etwas in konventionellen Horrorelementen. Die anfangs subtile, emotionale Erzählung macht einem eher grotesken und expliziten Ende Platz, das nicht jeden überzeugen wird.
Fazit: Unbehaglich und eindringlich
May: Die Schneiderin des Todes ist kein Film für schwache Nerven, aber ein faszinierendes Werk für Zuschauer:innen, die sich auf abgründige Charaktere und psychologisch tiefgehenden Horror einlassen möchten. Eine einzigartige Mischung aus schwarzem Humor, tragischer Einsamkeit und schaurigem Wahnsinn – verstörend, berührend und lange nachwirkend.