„Lady Vengeance“: Eine stilvolle Abrechnung voller Schönheit und Schmerz
Mit Sympathy for Lady Vengeance schließt Regisseur Park Chan-wook seine eindrucksvolle „Rache-Trilogie“ ab. Während Oldboy als wütendes Meisterwerk gefeiert wurde und Sympathy for Mr. Vengeance in seiner Rohheit fesselte, geht der letzte Teil einen anderen Weg: weniger brutal, ruhiger und tiefgründiger – jedoch ohne die gleiche emotionale Wucht.
Eine Geschichte von Schuld und Erlösung
Die Handlung folgt der eleganten und distanzierten Geum-ja, die nach 13 Jahren Gefängnis endlich entlassen wird. Der Grund für ihre Haftstrafe: Sie wurde des Mordes an einem fünfjährigen Jungen für schuldig befunden. Doch die Wahrheit ist komplizierter. Schon bald wird klar, dass Geum-ja eine akribisch vorbereitete Rache plant – ein Plan, der präzise und kühl umgesetzt wird.
Park Chan-wook spielt wie gewohnt meisterhaft mit der Zeit: Rückblenden, verworrene Erinnerungen und das stetige Einführen neuer Figuren fordern die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Während die Handlung im Vergleich zu Oldboy linearer wirkt, fehlt hier jedoch der überraschende Schlag, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Zu früh lässt sich erahnen, was kommen wird.
Stil statt rohe Gewalt
Was Lady Vengeance an erzählerischer Schärfe vermissen lässt, gleicht Park Chan-wook durch seine atemberaubende Bildsprache aus. Fast jedes Frame ist ein Kunstwerk, sei es der Kontrast zwischen der verschneiten Landschaft und dem blutroten Mantel Geum-jas oder die surrealen, ikonischen Räume, in denen die Rache ihren Lauf nimmt. Anders als in den vorangegangenen Teilen setzt Park auf Zurückhaltung: Die Gewalt geschieht oft im Verborgenen und wird durch emotionale Wucht ersetzt.
Besonders eindrucksvoll ist die ambivalente Stimmung: In einer Szene, in der Familien von Opfern auf einer Bank wie in einem Wartezimmer sitzen, schwebt die Stimmung zwischen groteskem Humor und schrecklicher Tragik. Solche Momente machen Park zum Meister des unbehaglichen Spagats zwischen Lachen und Entsetzen.
Ein Ensemble aus stillen Kämpfern
Schauspielerisch überzeugt Lady Vengeance auf ganzer Linie. Lee Young-ae als Geum-ja spielt ihre Rolle mit einer Mischung aus kalter Entschlossenheit und zerbrechlicher Menschlichkeit. Die Nebenrollen, gespickt mit Cameos aus Oldboy und Mr. Vengeance, verstärken die Verbindung zwischen den Filmen und sorgen für subtile Verweise.
Fazit
Lady Vengeance ist ein visuell makelloses, stilistisch ruhiges Werk über Schuld, Rache und Erlösung. Wer Oldboy mit seinen Schockmomenten erwartet, könnte enttäuscht werden, denn hier dominiert die Nachdenklichkeit. Dennoch ist Park Chan-wooks Abschluss der Trilogie ein sehenswertes Stück Kino, das mit seiner Schönheit und schmerzvollen Melancholie lange nachwirkt. Schraubt die Erwartungen herunter und lasst euch von Geum-jas stiller Rache verführen.