Kaliber 45 – Ein schmutziges Drama zwischen Gewalt und Rache

Ein schockierendes Porträt toxischer Beziehungen

In Kaliber 45 (Originaltitel: .45) wagt sich Milla Jovovich in die düsteren Abgründe einer destruktiven Beziehung und beweist, dass sie weit mehr als nur die Actionheldin aus Resident Evil oder das fünfte Element ist. Regisseur und Drehbuchautor Gary Lennon, hier zum ersten Mal auf dem Regiestuhl, erzählt ein schonungsloses Drama, das zwischen drastischem Realismus und schwarzhumoriger Leichtigkeit schwankt – ein riskanter Balanceakt, der überraschend oft funktioniert.

Die Geschichte: Liebe, Gewalt und Befreiung

Jovovich spielt Kate, die in einer missbräuchlichen Beziehung mit dem gewalttätigen, großspurigen Kriminellen Big Al (grandios und bedrohlich: Angus Macfadyen) gefangen ist. Ihr gemeinsames Leben – zwischen Bars, Betten und dubiosen Geschäften mit gestohlenen Waren – droht zu zerbrechen, als Kate einen Deal vergeigt und Big Al davon erfährt. Die brutale Reaktion ihres Partners stößt Kate zu einer bitteren Erkenntnis: Sie muss aus dieser Hölle ausbrechen. Zusammen mit ihrem Freund Reilly (Stephen Dorff), ihrer loyalen Freundin Vic (Sarah Strange) und der Sozialarbeiterin Liz (Aisha Tyler) beginnt sie, einen Plan zu schmieden, der sie endgültig von Big Al befreien soll.

Ein Balanceakt zwischen Komik und Realismus

Lennons Drehbuch ist gleichermaßen rau wie unterhaltsam. Der Film beginnt mit provokanten, beinahe grotesken Dialogen („Big Al hat einen riesigen Schwanz“) und vermittelt zunächst den Eindruck einer schmutzigen, tragikomischen Milieustudie. Doch schon bald schlägt die Handlung eine scharfe Wendung: Die brutale Szene, in der Big Al Kate fast zu Tode prügelt, ist so realistisch und verstörend inszeniert, dass sie dem Zuschauer schlagartig das Lachen im Hals erstickt. Lennon gelingt es, die Gewalt nicht zu ästhetisieren, sondern als schmerzhaften Höhepunkt einer toxischen Beziehung darzustellen.

Kreativer Stil mit kleinen Schwächen

Visuell und stilistisch zeigt Kaliber 45 Lennons Potenzial. Besonders hervorzuheben sind die unkonventionellen Interview-Einlagen, in denen die Charaktere direkt in die Kamera sprechen und Einblicke in ihre Perspektiven geben. Dieses Mittel lockert die Erzählung auf und fügt zusätzliche Tiefe hinzu, vor allem zu Big Als manipulativer Persönlichkeit und Kates innerer Zerrissenheit. Allerdings wirkt der Film stellenweise noch etwas ungeschliffen und schwankt stark zwischen schwarzem Humor und brutaler Ernsthaftigkeit – ein Zeichen eines jungen, aber ambitionierten Talents.

Die Darsteller: Jovovich und Macfadyen glänzen

Milla Jovovich zeigt hier eine ungewohnte, verletzliche Seite und verleiht Kate trotz aller Härte eine glaubwürdige Zerbrechlichkeit. Ihre Transformation von Opfer zur entschlossenen Frau ist überzeugend und nuanciert gespielt. Angus Macfadyen brilliert als der brutale und charismatische Big Al – eine Figur, die zugleich abstoßend und faszinierend wirkt. In den Nebenrollen sorgen Stephen Dorff und Aisha Tyler für zusätzliche Tiefe und unterstützen die emotionale Entwicklung von Kates Charakter.

Fazit: Ein rauer, ungeschliffener Thriller mit Charakter

Kaliber 45 ist ein Film, der polarisiert – ein schonungsloses Drama über toxische Abhängigkeit und den Versuch, sich daraus zu befreien. Trotz kleiner Schwächen in Ton und Tempo beweist Gary Lennon ein gutes Gespür für Charaktere und Konflikte. Milla Jovovich liefert eine ihrer stärksten Leistungen ab, während die Mischung aus schwarzem Humor und brutaler Realität nachhaltig wirkt. Für Fans von düsteren, charaktergetriebenen Thrillern ist Kaliber 45 definitiv einen Blick wert.

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