Indiana Jones and the Great Circle: Das Comeback, das kein Film schaffte
Es gibt nur wenige Filmfiguren, die so sehr für Abenteuer stehen wie Indiana Jones. 1981 hob Regisseur Steven Spielberg in Zusammenarbeit mit Produzent George Lucas diesen Archäologen mit Fedora-Hut und Peitsche aus der Taufe. Harrison Ford verkörperte Dr. Henry „Indiana“ Jones Jr. und prägte eine ganze Generation von Kinogängern. Was als Hommage an die pulpigen Abenteuerserien der 1930er begann, wurde selbst zum Kult: John Williams’ mitreißende Filmmusik, waghalsige Actionsequenzen, augenzwinkernder Humor – all das machte Jäger des verlorenen Schatzes (Original: Raiders of the Lost Ark, 1981) zum zeitlosen Klassiker. Es folgten zwei ebenso gefeierte Fortsetzungen: Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) und Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989). In diesem ursprünglichen Trio entwickelte sich Indy vom Fortune-Seeker zum heldenhaften Archäologen mit Herz: Er überstand finstere Kultisten, fand seinen moralischen Kompass und ritt in den Sonnenuntergang mit seinem Vater (unvergessen: Sean Connery als Dr. Jones Sr.).

Die Legende Indiana Jones – vom Kinohelden zur Popkultur-Ikone
Doch jede Legende hat auch ihre Stolpersteine. Nach fast 20 Jahren Pause kehrte Indy 2008 in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels zurück – und enttäuschte viele Fans trotz anfänglich guter Kritiken. Eine alienhafte Story um Kristallschädel, CGI-überladene Action und die berüchtigte „Nuke the Fridge“-Szene (Indy überlebt bekanntlich einen Atomtest in einem Kühlschrank) wurden zum Gespött der Reihe. 2023 folgte mit Indiana Jones und das Rad des Schicksals der fünfte Film. Diesmal durfte James Mangold anstelle von Spielberg Regie führen und Harrison Ford ein letztes Mal die Peitsche schwingen. Obwohl Dial of Destiny bei Kritikern etwas besser ankam als sein Vorgänger, blieb die Reaktion verhalten – vielen galt auch dieses späte Sequel als verpasste Chance, dem gealterten Helden einen wirklich würdigen Abschluss zu geben. Indiana Jones wurde zum Symbol dafür, dass manche Legenden auf der Leinwand vielleicht besser ruhen gelassen würden.

Dabei war Indy längst mehr als nur Kino. Indiana Jones ist ein ganzes Medien-Franchise mit fünf Filmen, einer TV-Serie als Vorgeschichte sowie zahlreichen Spielen, Comics und Romanen. Anfang der 90er bekamen wir mit Die Abenteuer des jungen Indiana Jones einen Blick auf Indys Jugend weltweit. In Comics – zuerst von Marvel ab 1983, später Dark Horse – jagte Indy weiter Schätzen hinterher. Autoren wie der Deutsche Wolfgang Hohlbein schrieben eigenständige Romane und erweiterten den Mythos um neue Abenteuer. Und natürlich machte Indy frühzeitig den Sprung in die Videospiele: Seit 1982 (als Raiders of the Lost Ark auf dem Atari 2600) erschienen unzählige Games mit unserem Peitschenhelden. Darunter sind vergessenswerte Pixelausflüge, aber auch echte Perlen: Das Point-&-Click-Adventure Indiana Jones and the Fate of Atlantis (1992) gilt vielen bis heute als Indys bestes digitales Abenteuer – es bot sogar eine bessere Indy-Story als mancher späterer Film. Spätere Spiele wie Indiana Jones and the Emperor’s Tomb (2003) oder die LEGO Indiana Jones-Reihe hielten die Figur im Gaming zwar lebendig, doch ein richtig großes, modernes Action-Adventure schien Indy verwehrt – bis jetzt.

Zurück im Abenteuer: Indiana Jones and the Great Circle
Jetzt, im Jahr 2025, schafft Indy sein Comeback – nicht im Kino, sondern auf Konsole und PC. Und dieses Comeback fühlt sich tatsächlich besser an als alles, was die letzten Filme erreicht haben. Indiana Jones and the Great Circle (entwickelt von MachineGames unter Bethesda, in Kooperation mit Lucasfilm Games) ist ein Action-Adventure-Spiel, das bewusst wie ein spielbarer Indy-Film inszeniert ist. Die Macher – allen voran Game Director Jerk Gustafsson – haben es verstanden, die Essenz der alten Filme in ein interaktives Format zu übertragen. Als lebenslanger Indy-Fan (und jemand, der mit den ersten drei Filmen aufgewachsen ist und von den letzten beiden enttäuscht wurde) war ich entsprechend skeptisch. Doch schon nach wenigen Minuten mit The Great Circle war dieses Skepsis verflogen: Plötzlich fühlte ich mich wieder wie damals, als das John-Williams-Thema ertönte und Indy ins Abenteuer aufbrach. Spielkritik und Nostalgie zugleich – legen wir los und schauen uns dieses Spiel-Highlight genauer an.
Warum das Spiel jetzt auch auf PS5?
Obwohl Indiana Jones and the Great Circle ursprünglich ausschließlich für Xbox Series X|S und PC angekündigt war, basierte dies auf einer zeitlich begrenzten Exklusiv-Vereinbarung im Anschluss an Microsofts Übernahme von Bethesda im Jahr 2021, um den Game Pass zu stärken und die eigene Plattform zu pushen. Im August 2024 auf der Gamescom Opening Night Live äußerten die MachineGames-Entwickler Jens Andersson und Axel Torvenius, sie wollten „so vielen Spielern wie möglich“ ihre Leidenschaft für Indy präsentieren und begrüßten daher eine PS5-Version im Frühjahr 2025. Die PS5-Fassung folgt damit rund vier Monate auf den ursprünglichen Start im Dezember 2024 auf Xbox und PC, wie bereits im März 2025 bestätigt wurde – ein klassischer timed release. Xbox-Chef Phil Spencer erklärte, Microsoft wolle seine Franchises durch Multiplattform-Releases stärken und das Spielerlebnis für noch mehr Nutzer öffnen .
Offizielle Verkaufszahlen oder konkrete finanzielle Gründe für die Öffnung auf PS5 wurden nicht kommuniziert; es ist jedoch denkbar, dass Microsoft die hohen Entwicklungskosten über eine breitere Zielgruppe schneller refinanzieren möchte. Darüber hinaus kursieren Gerüchte, Microsoft plane mittelfristig, die eigene Konsolen-Hardware zugunsten von PC-basierten Geräten im Konsolenformat – etwa Handhelds oder All-in-One-PCs mit Xbox-Interface – zurückzufahren, um noch stärker auf Windows-Ökosystem und Game Pass zu setzen .
Handlung und Erzählweise
Die Story von Indiana Jones and the Great Circle könnte direkt aus einem verschollen geglaubten Indy-Drehbuch stammen. Wir schreiben das Jahr 1937, die Zwischenkriegszeit: Indy ist in den besten Jahren zwischen den Ereignissen von Jäger des verlorenen Schatzes und Der letzte Kreuzzug. Eine Reihe mysteriöser archäologischer Stätten auf der ganzen Welt – der sogenannte „Große Kreis“ – birgt ein uraltes Geheimnis, nach dem diverse finstere Organisationen gieren. Natürlich lässt Professor Jones das nicht kalt: Er muss verhindern, dass die Nazi-Schergen und andere Bösewichte diese Macht an sich reißen. Die Prämisse weckt Erinnerungen an die klassischen Filme: eine Jagd rund um den Globus, konkurrierende Schatzjäger und übernatürliche Artefakte. Dabei versteht es das Spiel, die Handlung schön pulpig und geradlinig zu erzählen – als Spieler hast du oft das Gefühl, in deinem eigenen Indiana-Jones-Film mitzuspielen.
Besonders positiv fällt die Erzählweise auf: The Great Circle inszeniert Zwischensequenzen in kinoreifer Qualität. Kamerafahrten, Schnitt und Dialoge könnten eins zu eins aus Hollywood stammen. Zwischendrin übernimmst du nahtlos die Kontrolle und steuerst Indy durch die actiongeladenen Szenen. Der Ton trifft genau die richtige Balance aus Abenteuer und Augenzwinkern. Mal rätselt Indy über lateinische Inschriften, mal lässt er einen trockenen Spruch los („Diesmal keine Schlangen, bitte.“) – man fühlt sich sofort heimisch im Indy-Universum. Die ersten beiden Kapitel haben mich dabei besonders gepackt: Level 1 führt Indy in den Vatikan, wo er in unterirdischen Archiven dem Geheimnis des Großen Kreises auf die Spur kommt. Kaum hatte ich den virtuellen Petersdom betreten, war das alte Indy-Feeling wieder da – inklusive versteckter Fallen und dramatischer Flucht mit Artefakt unterm Arm. Level 2 verschlägt uns nach Ägypten: Unter der glühenden Wüstensonne von Gizeh klettern wir in eine neu entdeckte Seitenkammer der Cheops-Pyramide. Dieses Level ist ein Highlight an Atmosphäre – grabähnliche Gänge, Hieroglyphenrätsel und schließlich ein Kampf vor der Kulisse von Sphinx und Pyramide. Ich musste unwillkürlich an die Eröffnungsszene aus Jäger des verlorenen Schatzes denken, so authentisch fühlte es sich an.

Die Handlung bleibt dabei spannend und kurzweilig. Klassisch für Indy hetzt man von Hinweis zu Hinweis, von Land zu Land – Italien, Ägypten, später auch Thailand und China sind Stationen der Reise. Das Spiel zeigt zu Beginn jeder neuen Destination sogar die berühmte rote Reiselinie auf der Weltkarte – ein schönes Detail für Filmfans. Über die Story selbst möchte ich nicht zu viel verraten, aber sie hält einige überraschende Wendungen bereit und verknüpft Fiktion mit realer Geschichte clever. Sogar thematisch wagt das Spiel mehr Tiefgang, als man erwarten würde: Die Entwickler haben in Indys neues Abenteuer subtile politische Untertöne eingebaut. So propagiert der zentrale Antagonist – ein fanatischer Nazi-Offizier namens Emmerich Voss – eine Ideologie, die uns nur allzu bekannt vorkommt. In seinen Monologen (die erschreckend aktuell anmuten) fällt etwa der Satz: „Nichts lässt sich so leicht manipulieren wie ein verunsicherter junger Mann.“ – ein Seitenhieb auf die Verführbarkeit durch faschistische Rhetorik. Solche Momente verleihen der pulpigen Schatzjagd unerwartet Gewicht, ohne den Spaß zu mindern. Insgesamt fühlt sich die Story von The Great Circle wie ein verlorener Indy-Film an – und ehrlich gesagt wie der beste Indiana-Jones-Plot seit Der letzte Kreuzzug, um mal Eurogamer zu zitieren .
Charaktere und Sprecherleistungen
Indiana Jones ist Harrison Ford – das dachte man zumindest immer. Da Ford mit über 80 Jahren für ein komplettes Spiel aber nicht mehr selbst antreten kann, stand die große Frage im Raum: Wer spricht Indy? Die Antwort entpuppte sich als Glücksgriff: Troy Baker, einer der bekanntesten Videospiel-Sprecher unserer Zeit, leiht Indy seine Stimme und performt auch das Motion-Capturing. Und was soll ich sagen: Bakers Indy klingt fast besser als Harrison Ford selbst. Er trifft den Tonfall des jungen Ford nahezu perfekt – dieses leicht genervte Knurren, wenn Indy mal wieder in Schlamassel gerät, aber auch das warme Timbre in ruhigen Momenten. Augen zu und man meint den Original-Indy zu hören. Ford hat dem digitalen Indy zwar sein Aussehen geliehen (das Charaktermodell basiert 1:1 auf Fords Gesichtszügen der 80er ), aber in Sachen Stimme hätte der alte Haudegen vermutlich nicht mehr die gleiche Energie aufbringen können. Fun Fact am Rande: Harrison Ford selbst hat das Spielprojekt übrigens unterstützt – Berichten zufolge lobte er den Einsatz von Troy Baker während des Synchronstreiks 2025 und war froh, dass kein künstlicher KI-Klon seiner Stimme zum Einsatz kam .
Neben Indy begegnen uns im Spiel einige neue Figuren, die sich nahtlos ins Universum einfügen. Insbesondere Gina, eine italienische Kunsthistorikerin, die Indy im Vatikan zur Seite steht, wächst einem schnell ans Herz. Gesprochen von der italienischen Schauspielerin Alessandra Mastronardi verleiht sie der Figur Charme und Temperament – und fungiert ein bisschen als Indys moralischer Anker. Ihre Dialoge mit Indy sprühen vor Chemie; man kauft den beiden sofort ab, dass sie alte Freunde (oder vielleicht mehr?) sind. Auf der Schurken-Seite glänzt – im wahrsten Sinne des Wortes – Tony Todd (bekannt als Candyman und aus zahlreichen Games) mit seiner markerschütternden Stimme. Er verkörpert den genannten Nazi-Oberbösewicht Emmerich Voss und klingt dabei derart bedrohlich und überzeugend, dass mir teils ein Schauer über den Rücken lief. Voss ist kein charismatischer Schurke wie ein Belloq aus Raiders, sondern eher ein fanatischer Hardliner – aber gerade das passt zur etwas düstereren Note der Geschichte. Daneben gibt es natürlich ein paar weitere Verbündete und Feinde – von einem britischen Geheimdienstoffizier bis zu einem rivalisierenden Grabräuber – alle solide geschrieben und gesprochen. Schön ist, dass The Great Circle nicht krampfhaft versucht, zu viele alte Charaktere aus den Filmen unterzubringen. Ein, zwei augenzwinkernde Anspielungen auf Marcus Brody und „einen alten Freund in Kairo“ gibt es zwar, aber insgesamt bleibt das Cast erfrischend neu. So fühlt sich das Abenteuer vertraut und doch neu an.
Grafik und Leveldesign
Visuell ist Indiana Jones and the Great Circle ein echtes Fest für Abenteurer. Die Grafik ist auf Höhe der Zeit – gespielt habe ich auf der PS5, wo das Spiel in 4K mit flüssigen 60fps lief – und fängt den Look der 1930er perfekt ein. Jedes Level bietet postkartentaugliche Szenerien: vom detailreichen Vatikan mit seinen geheimen Bibliotheken und Katakomben bis zu den Weiten der ägyptischen Wüste, wo der Sand in der Sonne glitzert. Besonders die Lichteffekte und Materialien stechen hervor. In einer Szene schleicht man nachts durch ein thailändisches Dschungeldorf – Fackeln werfen flackernde Schatten auf uralte Tempelwände, während im Hintergrund ein Monsun tobt. Das sieht schlichtweg umwerfend aus und fühlt sich an, als wäre man vor Ort. Man merkt, dass die Entwickler vom schwedischen Studio MachineGames ihre Wolfenstein-Engine hier voll ausgereizt haben, um atmosphärische Schauplätze zu erschaffen.
Das Leveldesign orientiert sich dabei stark an filmischen Vorbildern. Die Abschnitte sind halb-offen gestaltet: Oft gibt es einen Hub-Bereich, von dem aus man verschiedene Teilareale erkundet. So stößt man beispielsweise im Vatikan-Level zunächst in der Hauptbasilika auf eine versteckte Kammer, die zu mehreren unterirdischen Tunneln führt – welche man in beliebiger Reihenfolge erforschen kann, um alle Hinweise zu finden. Diese semi-lineare Gestaltung gibt einem das Gefühl von Exploration, ohne dass man je die Story aus den Augen verliert. Alternativrouten und geheime Passagen belohnen Neugierige; wer gründlich sucht, findet versteckte Reliquien und Anspielungen (ich sage nur: in einer römischen Ausgrabungsstätte findet sich ein ganz bestimmter ägyptischer Bundeslade-Kistenaufdruck…). Gleichzeitig bleibt die Dramaturgie straff: Wird ein bestimmter Trigger erreicht – etwa der Fund eines Schlüsselartefakts – setzt das Spiel die Handlung fort, oft mit einem bombastischen Setpiece. Beispiel gefällig? Kaum hatte ich in Ägypten das Artefakt des Großen Kreises geborgen, brach natürlich alles um mich herum zusammen – die Decke der Grabkammer stürzte ein, und Indy musste in einem turbulenten Fluchtabschnitt auf einem Zug fliehender Nazis (!) entkommen. Solche Momente sind spektakulär inszeniert und stehen den berühmten Filmsequenzen in nichts nach.
Technisch lief das bei mir nahezu einwandfrei. Die PS5-Version besticht durch schnelle Ladezeiten – eigentlich sind es eher nicht vorhandene Ladezeiten dank SSD. Zwischen den Kapiteln sieht man eine kurze Zwischensequenz (Indy auf Reisen), und schon kann man weiterspielen. Das Streaming der großen Areale funktioniert tadellos; Pop-ins oder Einbrüche der Framerate konnte ich kaum feststellen. Zudem nutzt das Spiel die Hardware: Auf der PS5 gibt es Unterstützung für 3D-Audio (sehr immersiv in Gräbern, wenn irgendwo hinter dir Geröll runterfällt) und die adaptiven Trigger des DualSense, wenn man die Peitsche schwingt oder sich mit der Pistole durchschlägt. Insgesamt präsentiert The Great Circle ein stimmiges audiovisuelles Gesamtbild, das seinesgleichen sucht. Die Liebe zum Detail – seien es die authentischen 30er-Jahre-Plakate in den Straßen Roms oder die originalgetreu nachempfundene Nazi-Uniformen – zeigt, mit welchem Respekt hier an die Indiana-Jones-Marke herangegangen wurde.
Musik und Sounddesign
Was wäre Indiana Jones ohne die Musik? Schon beim Startmenü von The Great Circle bekommt man Gänsehaut: Das John Williams-Thema erklingt in voller Orchesterpracht. Für den Soundtrack zeichnete Gordy Haab verantwortlich – ein Komponist, der sich bereits mit seinen Star Wars-Game-Soundtracks einen Namen gemacht hat. Haab hat einen fantastischen Job gemacht, Williams’ klassische Indy-Motive neu zu arrangieren und mit eigenen Stücken zu verweben. Immer wieder schwillt im Spiel die bekannte „Raiders March“ an, etwa wenn Indy einen wichtigen Fund macht oder triumphierend davongaloppiert. Doch genauso liefert der Soundtrack eigene Themen: Gina bekommt ein melodiös-italienisches Leitmotiv auf der Mandoline, und sogar für Bösewicht Voss hat Haab eine bedrohliche Fanfare komponiert. Die Musik untermalt jede Szene perfekt – mal dezent schleichend mit Streichern in den Grabrätseln, mal pompös mit Blechbläsern während der Action. Ich ertappte mich oft dabei, wie ich mit einem breiten Grinsen da saß, sobald die ersten Takte von Williams’ „Desert Chase“ in einer Verfolgungsjagd angespielt wurden.

Nicht weniger beeindruckend ist das Sounddesign. Jede Peitschenhieb klingt satt und durchschneidend – tatsächlich hat man hier original Hollywood-Soundeffekte verwendet. Die Umgebungsgeräusche tragen enorm zur Immersion bei: In den Katakomben hallen Indys Schritte unheilvoll nach, in den Dschungel-Leveln zwitschern exotische Vögel, und während einer wilden Verfolgungsjagd auf einem Luftschiff hört man das Ächzen der Metallstreben bei jedem Schritt. Besonders hervorheben möchte ich die deutsche Synchronisation: Ja, das Spiel ist voll lokalisiert, und die deutsche Stimme von Indy kommt erstaunlich nahe an Wolfgang Pampel (Fords Stammsprecher) heran – falls du also Indy lieber auf Deutsch hörst, wirst du nicht enttäuscht. Ich persönlich habe aber die englische Sprachausgabe vorgezogen, weil Troy Baker hier einfach brillant ist. Insgesamt schafft es The Great Circle, akustisch ein echter Indiana-Jones-Film zu sein – inklusive der kleinen humorvollen Klangdetails (achtet mal darauf, was passiert, wenn Indy in eine Schlangengrube fällt…).
Gameplay: Rätsel, Quests und Kampfsystem
Kommen wir zum wichtigsten Punkt eines Spiels: dem Gameplay. Und hier glänzt Indiana Jones and the Great Circle mit einer gelungenen Mischung aus Erforschung, Rätsellösen und Kampfaction. Die Entwickler haben offensichtlich versucht, das Spielgefühl der alten LucasArts-Adventures mit moderner Action zu vereinen – und das Experiment ist geglückt.
Zunächst zu den Rätseln: Jeder Indy-Film braucht seine Rätsel und Fallen, und das Spiel liefert sie in Hülle und Fülle. Von mechanischen Zahnradsystemen im Vatikan bis zu Hieroglyphen-Puzzles in ägyptischen Grabkammern gibt es ständig etwas zu knobeln. Die Rätsel sind dabei anspruchsvoll, aber stets logisch und fair. Oft gilt es, Umgebungsdetails zu beachten – etwa römische Ziffern an Säulen – um an anderer Stelle eine richtige Kombination einzugeben. Ich musste mir hin und wieder Stift und Zettel nehmen, um Notizen zu machen (schön retro!). Falls man doch mal festhängt, gibt es ein dezentes Hinweissystem, das nach einiger Zeit optionale Tipps einblendet. Dabei wird aber nicht sofort die Lösung verraten, sondern nur ein Denkanstoß gegeben – im Gegensatz zu manch anderem AAA-Titel, wo dir der Sidekick nach 10 Sekunden die Antwort ins Ohr flüstert. Dieses System wurde von Kritikern zu Recht gelobt: Games Chronicle etwa fand die Rätsel „clever designt“ und freute sich, dass die Hinweise nicht zu aufdringlich sind. Für Indy-Fans ist es ein Fest, wenn man selbst entschlüsseln darf, welcher heilige Schlüssel in welches Schloss passt, ohne dass einen das Spiel bevormundet.
Neben der Hauptkampagne voller Story-Missionen gibt es auch Nebenquests, hier passend „Fieldwork“ genannt. In jeder großen Location kann Indy ein paar freiwillige Erkundungsaufträge annehmen – zum Beispiel hilft man in Thailand einem Dorfbewohner, eine gestohlene Statue zurückzubekommen, oder man sucht in Ägypten nach zusätzlichen Artefaktfragmenten. Diese Sidequests fühlen sich erfreulicherweise nicht wie Filler an, sondern bereichern die Welt. Oft erfährt man dabei mehr über die Hintergrundgeschichte des Großen Kreises oder schaltet Bonus-Upgrades frei. Video Games Chronicle lobte, dass diese Nebenmissionen „genauso bedeutungsvoll wirken wie die Hauptquests“ und nicht bloß der Spielzeitstreckung dienen. Ich persönlich habe alle Nebenaufgaben gerne mitgenommen – gerade weil sie oft noch mal eigene kleine Schauplätze oder Rätsel bieten. Wer jedoch nur der Hauptstory folgen will, kann das tun, ohne dass wichtige Infos verloren gehen. Es ist also gut ausbalanciert.
Kommen wir zur Action: Indy wäre nicht Indy, wenn er nicht auch ordentlich austeilen würde. Im Spiel steuert man unseren Archäologen aus der First-Person-Perspektive – ein mutiger Ansatz, wo doch vergleichbare Spiele wie Uncharted oder Tomb Raider traditionell Third-Person sind. Anfangs war ich skeptisch, ob das funktioniert, aber MachineGames hat seine Shooter-Erfahrung voll ausgespielt. Die Kämpfe laufen flüssig und knackig ab. Indy kann natürlich mit den Fäusten kämpfen – das klassische rechte Gerade-linke Haken-Kombo fühlt sich wunderbar wuchtig an. Gegner taumeln, Helme fliegen weg, und wenn man einen Nazi-Schläger mit Indys berühmtem Kinnhaken ins Land der Träume schickt, möchte man fast applaudieren. Alternativ greift Indy auch zu Feuerwaffen, meist seinem Revolver oder gefundenen Maschinenpistolen. Hier merkt man die Wolfenstein-DNA des Studios: Das Gunplay ist wuchtig, aber nicht zu dominant – Indy ist schließlich kein Soldat. Munition ist begrenzt, und oft macht es mehr Spaß (und Sinn), Gegner lautlos auszuschalten.
In der Tat bietet das Spiel umfangreiche Stealth-Mechaniken. Viele Level kann man entweder brachial oder schleichend bewältigen. So kannst du zum Beispiel in einer deutschen U-Boot-Werft entweder alle Wachen in Ballereien verwickeln oder leise von Schatten zu Schatten huschen, Ablenkungen schaffen und an den Wachen vorbeischleichen. Ich fand diese freie Wahl großartig, da sie dem Spieler ermöglicht, seinen eigenen Indy-Stil zu leben – wir erinnern uns, Indy schleicht sich ja in den Filmen auch gern mal in Verkleidung irgendwo rein. Die Peitsche spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie ist nicht nur Stilmittel, sondern wirklich vielseitig einsetzbar. Du kannst mit der Peitsche Gegner entwaffnen, sie kurzzeitig fesseln oder natürlich über Abgründe schwingen. Das Schwingen an sich macht einen Heidenspaß – kaum etwas fühlt sich Indy-mäßiger an, als in letzter Sekunde mit der Peitsche einen rettenden Vorsprung zu erreichen. Die Entwickler haben die Peitsche technisch aufwändig als physikalisch simuliertes Objekt umgesetzt, was zwar knifflig war, aber das Ding unglaublich glaubwürdig macht. Jeder Schwung ist leicht anders und man muss das Timing etwas üben – aber dann möchte man gar nicht mehr ohne. In Kämpfen dient die Peitsche außerdem dazu, Gegner kurz zu betäuben oder sie zu sich heranzuziehen (wo dann Indys Faust wartet). Das Kampfsystem wechselt damit dynamisch zwischen Fern- und Nahkampf. Ich persönlich fand die Faustkämpfe herrlich old-school und ziemlich zugänglich, während die Schussgefechte teils fordernd sind – hier merkte ich, dass Schusswechsel etwas schwieriger ausfallen als der Nahkampf, vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden. Die KI der Gegner ist nicht dumm: Schurken suchen Deckung, flankieren einen und zwingen einen dazu, in Bewegung zu bleiben.
Zum Glück ist Indy kein Superheld – wenn man unvorsichtig ist, segnet man schnell das Zeitliche. Apropos Schwierigkeitsgrad: Das Spiel bietet getrennte Einstellungen für Kampf und Rätsel, was genial ist. Wer also primär die Story genießen will, kann die Action auf „Leicht“ stellen und die Rätsel auf „Normal“ lassen, oder umgekehrt. Ich habe auf dem Standardgrad gespielt und fand die Balance gelungen: Anspruchsvolle, aber faire Kämpfe mit einigen knackigen Spitzen gegen Ende. Nur gelegentlich fühlte ich mich in Feuergefechten etwas überrannt – hier hätte ich mir manchmal einen Hilfs-Tipp gewünscht, wie man eine bestimmte Gegnerwelle am besten bewältigt. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau.
Schwierigkeit und Steuerung
Wie erwähnt, lässt sich die Schwierigkeit flexibel anpassen, was gerade für ältere Semester wie mich (Ü40, Job, Familie – wenig Zeit und etwas eingerostete Reflexe) ein Segen ist. Ich konnte das Spiel angenehm flexibel und zeiteffizient erleben: Dank fair gesetzter Autosaves muss man nie allzu große Abschnitte wiederholen, wenn man mal stirbt, und man kann jederzeit eine Pause einlegen, ohne den Faden zu verlieren. Als jemand, der selten mehr als ein Stündchen am Stück zocken kann, habe ich The Great Circle sehr zu schätzen gewusst – es respektiert die Zeit des Spielers.
Die Steuerung geht dabei weitgehend intuitiv von der Hand. Auf der PS5 sind die Tasten klug belegt: mit R2 schwingt man die Peitsche, L2 zielt mit der aktuellen Waffe, X springen/klettern, Kreis ducken usw. Nach kurzer Eingewöhnung floss alles ineinander. In brenzligen Situationen, wenn man z.B. rennen, springen und im Flug die Peitsche auswerfen muss, kommt jedoch gelegentlich Hektik auf. Hier merkte ich eine kleine Schwäche: Sprung- und Peitschen-Einlagen reagieren manchmal leicht träge, gerade wenn Timing gefragt ist. Mehr als einmal bin ich in den Abgrund gestürzt, weil Indy nicht sofort absprang oder die Peitsche nicht beim ersten Tastendruck auslöste. Das ist kein Beinbruch – die Checkpoints sind gnädig – aber es fällt auf, weil der Rest so gut poliert ist. Vielleicht hätte ein etwas großzügigeres Eingabefenster geholfen. Ebenfalls fiel mir auf, dass die Kamera in engen Räumen manchmal hakt (bedingt durch die First-Person-Ansicht; Indys Modell wechselt dann in Third-Person, was kurz irritieren kann). Aber das sind wirklich Kleinigkeiten in einem ansonsten sehr runden Spielerlebnis.
In den Kämpfen ist die Steuerung präzise. Besonders das Deckungssystem funktioniert, obwohl es keinen eigenen Deckungs-Knopf gibt: Man kauert sich automatisch hinter Kisten oder Wänden, was ein flüssiges Hin-und-her-Tauchen ermöglicht. Die adaptive Triggerfunktion vermittelt beim Schießen ein fühlbares Feedback – jeder Revolverschuss hat ordentlich Wumms im Triggerfinger. Im Nahkampf reichen einfache Tastenkombinationen, um verschiedene Schläge auszuführen, und es fühlt sich genau richtig altmodisch an (wer erinnert sich noch an die Prügeleien aus Indiana Jones and the Emperor’s Tomb? Hier ist es ähnlich, nur besser). Insgesamt ist The Great Circle angenehm spielbar – ob mit Maus/Tastatur am PC oder Gamepad an der Konsole. Die Entwickler wollten, dass sowohl Hardcore-Gamer als auch Gelegenheitsspieler um die 40 auf ihre Kosten kommen, und dieses Ziel haben sie erreicht.
Der unvermeidliche Uncharted-Vergleich (und Tomb Raider & Co.)
Seit Bekanntwerden eines neuen Indiana-Jones-Spiels stand eine Frage im Raum: Wie schlägt sich der Altmeister gegen die Videospiel-Thronfolger? Schließlich haben Reihen wie Uncharted oder Tomb Raider jahrelang genau das geliefert, was wir uns von einem Indy-Game erhofft haben: cineastische Action-Abenteuer mit Schatzsuche, Klettereinlagen und Rätseln. Und ja – der Uncharted-Vergleich drängt sich auf.
Die Uncharted-Spiele mit Nathan Drake waren quasi eine spielerische Liebeserklärung an Indiana Jones. Jetzt, da Indy selbst auf der Bildfläche erscheint, könnte man sagen: „Hold my fedora, Nate.“ Tatsächlich schafft es The Great Circle, aus dem Schatten seiner Nachfolger zu treten. Der größte Unterschied ist natürlich die Perspektive: Indy erleben wir hier meist in der Ich-Perspektive, während Uncharted und Tomb Raider streng auf Third-Person setzten. Dieser Wechsel bewirkt überraschend viel. Wo man bei Uncharted den coolen Kletterakrobaten von außen steuert, steckt man hier in Indys Haut. Jeder Sprung über eine Schlucht fühlt sich unmittelbarer an (und jede Schlangenbegegnung auch – Schlängelviecher direkt vor der Nase, urgh!). Entwickler MachineGames hat bewusst diesen Weg gewählt, um sich von Uncharted und Tomb Raider abzusetzen. Anfangs war das umstritten, doch letztlich funktioniert es hervorragend und gibt The Great Circle eine eigene Identität. Polygon schrieb treffend: „Wenn es irgendein Studio gibt, dem man einen First-Person-Indy zutraut, dann MachineGames.“
Vergleichen wir die Spiele in ein paar Punkten:
Setting & Atmosphäre: Indiana Jones and the Great Circle spielt in den 1930ern, also einem historischen Setting mit Nazis als Gegnern. Uncharted (2007–2016) war meist in der Gegenwart, Tomb Raider variierte, aber z.B. der Reboot ab 2013 war auch modern. Indys Zeitperiode verleiht dem Spiel einen ganz eigenen Flair – Pulp-Abenteuer à la Die Mumie oder Der erste Avenger. Das fühlt sich frischer an als das x-te Söldnerlager in Uncharted. Auch Assassin’s Creed kommt in den Sinn, da man hier historische Orte besucht (z.B. Rom, Ägypten) – doch AC ist Open World und viel ausufernder. The Great Circle bleibt fokussiert und linearer, was der Erzählung guttut.
Charakter: Indy ist eine etablierte Ikone mit Charisma und Fehlern (Phobien inklusive). Nathan Drake und Lara Croft sind zwar an Indy angelehnt, aber haben ihren eigenen Ton – Drake etwa als jüngerer, leichtsinnigerer Schelm, Lara als zunehmend ernste Überlebenskämpferin. Interessanterweise fühlt sich Indy im Spiel fast lebendiger an als in seinen letzten Filmen: Er sprüht vor Witz und wirkt trotz First-Person-Präsenz greifbar. Hier punktet Indys Marke und jahrzehntelanger Popkultur-Hintergrund enorm.
Gameplay-Fokus: Uncharted ist bekannt für filmische Setpieces und viel Third-Person-Ballerei mit Deckungssystem, Tomb Raider (Reboot) mischt Survival-Elemente und Erkundung in der dritten Person. The Great Circle legt stärkeres Gewicht auf Rätsel und Exploration als Uncharted, was Indy absolut steht. Die Kämpfe sind vorhanden und machen Laune, aber sie erschlagen einen nicht. Man spürt, dass die Entwickler bewusst versucht haben, das Tempo variabler zu gestalten: Mal schleicht man 10 Minuten durch Ruinen und denkt nach, dann wieder 5 Minuten feuerspeienden Fallen entkommen und Nazis verprügeln. Uncharted ist da oft getriebener von einer Schießerei zur nächsten. Hier fühlt sich The Great Circle näher an einem spielbaren klassischen Indy-Film, während Uncharted ein spielbarer moderner Actionfilm ist.
Vergleich mit Assassin’s Creed: AC bietet zwar historische Schauplätze (und das neuere Assassin’s Creed: Origins hat uns auch nach Ägypten geführt), doch das Spielgefühl ist ein völlig anderes. AC ist Open World mit RPG-Elementen; Indy bleibt ein storygetriebener linearer Ride – eher vergleichbar mit einem Freizeitpark-Abenteuer als mit einer ausgedehnten Sightseeing-Tour. Wer also befürchtet, Indy müsste nun gegen ein AC: Tomb Raider bestehen, kann beruhigt sein: The Great Circle spielt in seiner ganz eigenen Liga, irgendwo zwischen cineastischem Thrillride und klassischem Adventure-Game.
In Summe würde ich sagen: Indiana Jones and the Great Circle braucht den Vergleich mit Uncharted oder Tomb Raider nicht zu scheuen – im Gegenteil, es übertrumpft sie in manchen Bereichen. Vor allem das Rätseldesign und die Atmosphäre halte ich persönlich für stärker als bei vielen Konkurrenz-Titeln. Naughty Dogs Uncharted 4 mag technisch bombastischer sein, aber in Sachen Charme und Herz schlägt Indy zurück. Und sind wir mal ehrlich: Ohne Indiana Jones hätte es Uncharted und Lara Croft nie gegeben. Jetzt nimmt sich Indy den Thron im Action-Adventure-Genre einfach wieder zurück.
Was sagen andere Kritiker?
Meine Begeisterung für The Great Circle teile ich nicht allein. Das Spiel hat zum Release richtig abgeräumt und steht derzeit mit einem Metacritic-Score um die 86-87 im grünen Bereich. Die Presse zeigt sich weitgehend euphorisch: Von vielen Seiten hagelte es 9/10 und sogar Perfect Scores. IGN etwa vergab die Auszeichnung „Editors’ Choice“ mit 9 von 10 Punkten. Im Fazit der IGN-Review heißt es treffend: „Ein unwiderstehlicher, immersiver Schatzjäger-Trip – und mit Abstand die beste Indy-Geschichte dieses Jahrhunderts. Indiana Jones and the Great Circle gehört nicht ins Museum, sondern auf deine Festplatte, wo du es nach Herzenslust spielen kannst.“. Wenn das mal kein Lob ist! Ähnlich überschwänglich klingt Eurogamer, wo Redakteurin Katharine Castle das Spiel als „bestes Indiana-Jones-Abenteuer seit Der letzte Kreuzzug (1989)“ bezeichnete. Sie hob besonders hervor, wie The Great Circle den Witz und Slapstick der alten Filme mit moderner, spielergetriebener Erkundung verbindet – man fühle sich wirklich als Indy im Fahrersitz des Geschehens. Viele Kritiker loben genau diesen Aspekt: die gelungene Immersion. Man ist Indy, statt nur ihn zu steuern.
Auch das Pacing und Missionsdesign bekam viel Anerkennung. Video Games Chronicle betonte, dass selbst die Nebenmissionen sinnvoll und spaßig sind und nicht bloß als Lückenfüller dienen. GameStar (um auch eine deutsche Stimme anzuführen) lobte die „liebevoll gestalteten Rätsel, die jeden Indy-Fan in Freudenschreie ausbrechen lassen“ und war angetan davon, wie das Spiel Nostalgie und frische Ideen ausbalanciert. Kritikpunkte gab es vergleichsweise wenige und meist in dem Bereich, den ich auch empfand: Einige bemängelten die Entscheidung für First-Person (Geschmackssache) und kleinere Steuerungsunklarheiten in hektischen Momenten. Einig war man sich aber, dass MachineGames hier etwas Besonderes gelungen ist. Kein Wunder, dass das Spiel am Jahresende für diverse Preise nominiert war – darunter sogar als Game of the Year bei den D.I.C.E. Awards. Wer hätte gedacht, dass Indy noch mal zu solchen Ehren in der Gaming-Welt kommt?
tl;dr: Ein Schatz für Fans – und das Comeback, das Indy verdient
Indiana Jones and the Great Circle ist genau das Erlebnis, auf das viele von uns jahrelang gewartet haben. Nach der eher durchwachsenen Rückkehr auf der Kinoleinwand schafft Indy in diesem Action-Adventure-Spiel ein fulminantes Comeback, das kein Film der letzten Jahrzehnte erreicht hat. Als Spieler begibst du dich auf eine mitreißende Schnitzeljagd rund um die Welt, löst uralte Rätsel, prügelt Nazis K.O. und entkommst in letzter Sekunde aus einstürzenden Tempeln – kurz: du darfst dich fühlen wie Indiana Jones höchstpersönlich. Für mich, der mit Indy groß geworden ist, war es ein kleines Wunder: Plötzlich war die Magie wieder da, diese Mischung aus Nervenkitzel, Humor und Entdeckerfreude, die mich an die Kinoabenteuer meiner Kindheit erinnerte.
Das Spiel überzeugt auf nahezu allen Ebenen: eine spannende Story, großartige Inszenierung, authentische Atmosphäre der 1930er, erstklassige Sprecher und Musik, sowie Gameplay, das sowohl Gehirnzellen als auch Reaktionsvermögen fordert. Dabei bleibt es stets respektvoll gegenüber seinem Erbe – überall spürt man die Liebe zum Detail und zur Vorlage. Gleichzeitig traut sich The Great Circle aber auch, eigene Akzente zu setzen, sei es durch die frische First-Person-Perspektive oder durch eine Geschichte, die Indys Welt um neue Facetten bereichert.
Perfekt ist das Spiel nicht – kleinere Schnitzer bei der Steuerung und ein paar frustrierende Kampf-Spitzen mag man bemängeln – doch das fällt im Angesicht des Gesamterlebnisses kaum ins Gewicht. Für mich persönlich überwiegen die positiven Eindrücke bei weitem: Endlich ein Indy-Spiel, das seinem Namen gerecht wird! Zudem ist es genau die Art Spiel, die ich in meinem Alter schätze: packend, aber auch mal in kurzen Happen spielbar; fordernd, aber nicht unfair; nostalgisch, aber nicht veraltet. Ob du nun ein langjähriger Indiana-Jones-Fan bist, der die alten Filme zitiert, oder ein Gamer von 2025, der einfach ein hervorragendes Action-Adventure-Spiel sucht – dieses Spiel liefert ab.
Unterm Strich vergebe ich 9 von 10 Peitschenhieben – pardon, Punkten – an Indiana Jones and the Great Circle. Für Indy-Fans ist es ein Pflichtkauf, für alle anderen immer noch ein richtig gutes Spiel, das Abenteuer, Rätsel und Action so gelungen verbindet wie lange kein Titel mehr. Dieses Spiel ist der Schatz, den Indy am Ende seiner Reise verdient hat. Es gehört definitiv nicht ins Museum, sondern in eure Spiele-Bibliothek. In diesem Sinne: Mach dich bereit, dein eigenes Indy-Abenteuer zu erleben – und vergiss deinen Hut nicht!