Grand Theft Auto San Andreas Screenshot auf Xbox, Veröffentlichung 2005
Grand Theft Auto San Andreas Screenshot auf Xbox, Veröffentlichung 2005

Grand Theft Auto: San Andreas – Zwischen Größe und Gefühl in der Frankfurter WG

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als San Andreas 2004 für die Xbox erschien. Alle redeten darüber, als wäre es der heilige Gral des Gamings. Und ich? Ich saß wieder in unserer WG in Frankfurt-Sachsenhausen – dieselbe, in der ich zuvor Vice City nächtelang gezockt hatte, zusammen mit den Jungs aus der Agentur. Nur diesmal war es anders. Größer, wuchtiger, aber auch… distanzierter.

Nach den intensiven Nächten in Liberty City (GTA III) und den neonfarbenen Sonnenuntergängen in Vice City fühlte sich San Andreas plötzlich an wie ein Film, in dem ich nicht ganz mitspiele. Beeindruckend, klar – aber mir fehlte der emotionale Funke.

Die Xbox und die neue Dimension

Technisch war das Spiel ein Monster. Eine ganze Region statt nur einer Stadt – Wüsten, Wälder, drei Metropolen. Mein alter Xbox-Lüfter brummte wie ein Föhn auf höchster Stufe, aber das Ding hielt tapfer durch. Keine Abstürze, keine nervigen Lags. Die Steuerung saß, das Fahrgefühl war präzise, und wenn man über die Highways rollte, fühlte sich das alles groß an – fast grenzenlos.

Aber während mich Vice City mit seinem Stil sofort gepackt hatte, blieb ich bei San Andreas irgendwie außen vor. Vielleicht lag’s an der Thematik. Vielleicht daran, dass der kulturelle Hintergrund der Westküste der 90er – Gangs, Drive-bys, Ghettokultur – für mich eher fremd war. Ich konnte die Welt sehen, aber nicht fühlen.

Gameplay zwischen Wahnsinn und Weite

Objektiv betrachtet war San Andreas ein Wahnsinnsspiel. Fitnessstudios, Friseure, Klamottenläden, Beziehungen – du konntest fast alles machen. Der Detailgrad war unfassbar. CJ war kein statischer Charakter, sondern jemand, den du formen konntest.

Aber ehrlich? Für mich war das zu viel. Zu voll, zu überladen. Ich vermisste den Fokus und die Klarheit von GTA III. Dort ging es um Überleben in einer dreckigen Stadt. In Vice City um Stil, Macht und Musik. Und hier? Um alles – und dadurch um nichts so richtig.

Die Story hatte starke Momente. Verrat, Familie, Loyalität – das war da. Aber es fehlte diese filmische Präzision, die ich bei Filmen wie Boyz n the Hood oder Friday spürte. Diese Filme hatten echte Seele, echten Schmerz. San Andreas wirkte dagegen oft wie eine Hommage, die zu sehr versucht, cool zu sein.

Soundtrack und Atmosphäre – reichhaltig, aber nicht nah

Man muss Rockstar lassen: Der Soundtrack war großartig. Dr. Dre, Rage Against the Machine, 2Pac – ein musikalisches Panorama der 90er. Ich mochte viele Songs, aber sie berührten mich weniger als der Synth-Pop aus Vice City. Vielleicht, weil ich dort mehr von mir selbst sah – den Träumer, den Ästheten, den Nostalgiker.

In San Andreas war ich Beobachter. Ich schätzte die Liebe zum Detail – Sonnenuntergänge über Los Santos, blinkende Straßenschilder, das Radio im Lowrider – aber es blieb wie eine Kulisse, nicht mein Zuhause.

WG-Abende zwischen Begeisterung und Gleichgültigkeit

In der WG spielten wir es natürlich trotzdem. Es war das Thema. Die Jungs liebten es. Wir machten abwechselnd Missionen, lachten über Glitches, fuhren mit Motorrädern in die Wüste. Ich hatte Spaß, keine Frage. Aber während die anderen total in dieser Welt aufgingen, erwischte ich mich dabei, wie ich gedanklich immer wieder nach Vice City zurückkehrte – in diese stilisierte, übertriebene, aber irgendwie ehrlichere Welt.

San Andreas war beeindruckend, keine Frage. Aber für mich fühlte es sich an wie ein Album mit zu vielen Songs. Gut produziert, aber nicht jeder Track traf mich.

Rückblick – das große Werk, das mich kalt ließ

Heute sehe ich San Andreas mit gemischten Gefühlen. Es war ein technisches Meisterwerk, das Grenzen sprengte und Maßstäbe setzte. Aber im Vergleich zu den Teilen davor fehlte mir der Herzschlag. GTA III war düster und roh, Vice City war stylisch und emotional – San Andreas war riesig, aber ohne Seele für mich.

Vielleicht war es auch ein Spiegel meiner damaligen Zeit. Ich war älter, reifer, analytischer. Vielleicht passte das Spiel einfach nicht mehr zu meiner Stimmung.

Wertung: 7,5 von 10.

Ein großartiges Spiel, das mich respektvoll beeindruckte – aber nicht berührte. Für viele der Gipfel der Serie, für mich eher ein gut gemachtes Panorama ohne persönlichen Bezug.

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