Screenshot aus Grand Theft Auto 2 (GTA 2) auf der Dreamcast, 2000
Screenshot aus Grand Theft Auto 2 (GTA 2) auf der Dreamcast, 2000

Grand Theft Auto 2 – Dreamcast, Mod-Chip und Japan-Staub

Ich erinnere mich noch genau an den Geruch von Karton und Plastik, als ich die Dreamcast damals in Japan auspackte. Ein Schüleraustausch, 1999, irgendwo zwischen Automatenhallen und Kombinis – und da stand sie: SEGAs letzte Hoffnung, glänzend weiß, mit diesem futuristischen Logo. Ich hatte keine Ahnung, dass dieses Gerät später zu einem Stück meiner ganz persönlichen Spielgeschichte werden würde. Und dann war da noch Grand Theft Auto 2. Importiert aus den USA, gezockt in Heidelberg, auf einer Konsole, die eigentlich gar nicht dafür gedacht war.

Dreamcast – Ein kleines Wunder mit Mod-Chip

Die Dreamcast war damals ihrer Zeit voraus. Online-fähig, gestochen scharf, schnell wie der Blitz – aber natürlich region-gesperrt. Meine japanische Version wollte partout keine US-Discs lesen. Zum Glück gab’s Michael vom „World of Games“ in Heidelberg. Ein Genie mit Lötkolben und Geduld. Der Mod-Chip, den er einbaute, war so etwas wie ein geheimer Handschlag zwischen zwei Welten.

Ich weiß noch, wie nervös ich war, als ich das Ding abholte. „Mach’s vorsichtig, sonst grillst du sie“, meinte Michael halb im Scherz. Ich schwitzte schon beim Einschalten. Und dann – BÄM – das GTA-Logo. Es lief. Flüssig, bunt, laut.

Gegenüber dem ersten Teil sah das alles plötzlich viel klarer aus. Keine matschigen Pixel mehr, die Stadt pulsierte. Autos hatten endlich erkennbare Formen, und die Explosionen sahen aus, als hätten sie Gewicht.

Das Spielgefühl – mehr Welt, mehr Chaos

GTA 2 nahm das Rezept des ersten Teils und würzte es ordentlich nach. Gleiche Perspektive von oben, klar, aber alles fühlte sich dichter, schneller, raffinierter an.

Die Missionen waren nicht mehr nur simple Aufträge, sondern kleine Geschichten, bei denen du überlegtest, wem du dich anschließt. Drei Gangs, alle mit eigenen Farben, eigener Musik – und einem ordentlichen Groll gegeneinander. Spielst du zu lange für die eine Seite, hast du bei den anderen gleich ein Kopfgeld auf dem Kopf.

Die Steuerung mit dem Dreamcast-Controller war überraschend präzise. Gas geben, driften, abhauen – alles lief wie geschmiert. Vielleicht lag’s an dieser unnachgiebigen Analog-Taste, die du richtig spüren musstest, um schnell genug zu sein. Oder daran, dass die Dreamcast einfach alles ein bisschen direkter machte.

Klang, Licht und Großstadt-Geflüster

Das Setting? Halb Zukunft, halb Dystopie. Eine Stadt, irgendwo zwischen Blade Runner und 90er-Neon. Überall flackerte Werbung, Sirenen schrien, und aus den Autoradios dröhnten Songs, die man entweder hasste oder nie wieder vergaß.

Ich fand’s genial. Du spürtest den Puls der Stadt, obwohl sie nur aus ein paar Dutzend Sprites bestand. Der Soundtrack hatte diese übertriebene Coolness – so, als wollte das Spiel sagen: „Wir wissen, dass wir übertreiben. Aber genieß es.“

Technik mit Charme und Risiko

Manchmal hing das Spiel kurz, manchmal krachte es ab – aber hey, das war 1999. Für mich gehörte das dazu. Ich war schon froh, dass der Mod-Chip überhaupt funktionierte. Die Ladezeiten waren kurz, die Performance stabil. Und ich schwöre, meine Dreamcast wurde nie wieder so heiß wie damals nach einer vierstündigen GTA-Nacht.

Heidelberg, Importe und ein bisschen Abenteuer

Heute klingt es absurd, aber damals fühlte sich dieser ganze Import-Kram an wie Schmuggel. Ich hatte etwas, das sonst keiner hatte. In der Pause erzählte ich meinen Freunden, ich hätte GTA 2 schon gespielt – auf einer japanischen Konsole, modifiziert in einem Heidelberger Laden. Die haben mir kein Wort geglaubt.

Aber für mich war das mehr als Prahlerei. Es war ein Beweis, dass Leidenschaft Wege findet. Ich wollte verstehen, wie Spiele funktionieren, warum Regionen gesperrt sind, und was passiert, wenn man die Regeln bricht. Rückblickend war das fast eine kleine Lehrstunde in Digital-Widerstand.

Fazit – ein persönlicher Klassiker

GTA 2 war nie das lauteste Spiel seiner Generation, aber es war das ehrlichste. Es nahm das Chaos des Originals, polierte es ein wenig und schickte dich in eine Stadt, die sich gefährlich echt anfühlte. Für mich bleibt es untrennbar mit dieser einen Phase verbunden – Japan, Heidelberg, Dreamcast, Lötzinn.

Heute steht die Konsole verstaubt im Regal, aber manchmal, wenn ich sie anschaue, höre ich wieder das Surren der CD, das Klicken des Controllers – und dieses erste dumpfe Motorengeräusch, das den Beginn eines langen Abends ankündigte.

Wertung: 8,5 von 10.

Nicht, weil’s perfekt war, sondern weil’s echt war. Und weil ein bisschen Rebellion in jedem guten Spiel steckt.

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