„Feed“ – Ein verstörender Blick in die Abgründe der menschlichen Perversion
Das Unbehagen hinter dem Bildschirm
Feed ist ein Film, der gezielt an die Grenzen des Zumutbaren geht. Er erzählt die Geschichte eines australischen Polizisten, der im Internet nach Cyberverbrechen sucht und auf eine bizarre wie beängstigende Untergrund-Welt stößt: Eine Website, auf der Menschen wetten, wie lange übergewichtige Frauen gefüttert werden, bis sie schließlich an Fettleibigkeit sterben. Doch der Film lässt es nicht bei Ekelmomenten und verstörenden Bildern bewenden. Er wirft Fragen auf, die lange nachwirken: Was ist moralisch verwerflich, wenn Menschen freiwillig an ihrem eigenen Untergang teilnehmen? Wo endet persönliches Recht und wo beginnt gesellschaftliche Verantwortung?
Zwischen Perversion und Gesellschaftskritik
Regisseur Brett Leonard geht radikal vor und zeigt einen Täter, der weit mehr ist als ein Monster: Der vermeintliche „Bösewicht“ hat erschreckend plausible Argumente. Er attackiert die Ideale von Schönheit, die von der Gesellschaft vorgegeben werden, und stellt die Frage, ob die Besessenheit vom schlanken Körper nicht genauso grotesk ist wie seine eigene Obsession mit dem Übergewicht. Der Film stellt moralische Klarheit in Frage – und lässt das Publikum in einem Dilemma zurück. Diese Ambivalenz zwischen Täter und vermeintlichem Helden, dem Polizisten, der seinerseits fragwürdige Mittel einsetzt, sorgt für ein unangenehmes Unbehagen.
Stilvoll inszeniert, visuell gnadenlos
Trotz seines geringen Budgets überzeugt Feed durch seine Inszenierung: Leonard arbeitet mit stilisierten Aufnahmen, unkonventionellen Perspektiven und einem Sounddesign, das die groteske Atmosphäre perfekt einfängt. Die Bilder sind verstörend, die Kamera nimmt keine Rücksicht, und der Film schreckt nicht davor zurück, auch explizite Momente zu zeigen, die das Publikum physisch und psychisch herausfordern.
Fazit
Feed ist kein Film für schwache Nerven. Es ist ein extrem unangenehmes, aber dennoch intelligentes Werk, das tief in die Abgründe menschlicher Obsessionen blickt. Es zeigt eine groteske, aber glaubwürdige Realität, die sich um Macht, Kontrolle und moralische Zerrissenheit dreht. Der Film hinterfragt gesellschaftliche Normen und zwingt das Publikum, über die Grenzen von Gut und Böse nachzudenken. Ein Festivalfilm par excellence – schockierend, verstörend und lange nachwirkend.