Eintauchen ins Ebrodelta – ein stiller Nachmittag zwischen Himmel, Wasser und Reis

Am 14. April 2020, mitten in einem ruhigen Urlaub in Peñíscola, spürte ich den Drang nach Alleinsein, nach Weite, nach Natur. Also packte ich meine Olympus PEN-F, schnappte mir ein bisschen Wasser und stieg ins Auto – Ziel: Parc Natural del Delta de l’Ebre, der Naturpark des Ebrodeltas in Katalonien. Keine Familie, keine Musik. Nur die Kamera und ich. Und ein Gefühl von Entschleunigung, das mich schon überkam, als ich die ersten Felder sah.

Wo das Wasser das Land küsst

Das Ebrodelta ist einer der wichtigsten Feuchtgebiete Europas – ein Mosaik aus Lagunen, Sanddünen, Reisfeldern, Flussarmen und Kanälen. Mit über 320 km² Fläche ist es nicht nur ein Paradies für Ornithologen, sondern auch ein seltener Ort, an dem Süß- und Salzwasser in einem natürlichen Rhythmus miteinander tanzen. Und wenn man da allein entlangradelt oder einfach nur auf einem Deichweg steht, merkt man: Hier ist alles langsamer. Das Leben, der Wind, sogar das Licht.

Grüne Felder und flirrendes Licht

Als ich ankam, war der Nachmittag schon fortgeschritten. Die Sonne stand warm über dem Delta und ließ die Reisfelder leuchten, als wären sie aus Goldstaub. Ich fuhr über schmale Wege, die an Kanälen entlangführten. Mal Asphalt, mal nur ein staubiger Pfad durch die Landschaft – rechts Reis, links Wasser, darüber ein Himmel, so blau, dass er fast unwirklich wirkte.

In diesen Momenten entstand eines meiner Lieblingsbilder des Trips: ein Weg, der wie ins Nichts führt – eingerahmt von saftigem Grün und mit einem Horizont, der sich fast nahtlos mit dem Himmel verbindet. Man könnte fast glauben, man sei auf einem anderen Planeten, wenn da nicht der warme Wind und das leise Zirpen gewesen wären.

Torre de la Tancada – Architektur in der Wildnis

Plötzlich tauchte sie vor mir auf: die Torre de la Tancada, eine eigenwillige, fast brutalistisch anmutende Holzkonstruktion mitten im Nirgendwo. Ein Vogelturm. Von oben sah man Flamingos, Möwen, Enten – und vor allem: nichts. Nur Wasserflächen, die wie Spiegel wirkten, durchzogen von schmalen Schilfinseln. Ich blieb lange da oben, sah durch mein Kameraobjektiv und auch einfach nur so, mit bloßem Auge. Es war einer dieser Orte, an denen man sich klein fühlt, aber nicht unbedeutend. Sondern eingebunden.

Das Leben in der Stille

Im Ebrodelta leben über 300 Vogelarten – es ist das größte Feuchtgebiet Spaniens und gehört zu den bedeutendsten Brutplätzen für Zugvögel im westlichen Mittelmeerraum. Das Besondere: Diese Artenvielfalt steht in direkter Verbindung mit der jahrhundertealten Reiskultur, die hier betrieben wird. Das Wasser, das die Felder durchströmt, schafft eine Symbiose zwischen Landwirtschaft und Wildnis, wie man sie nur selten sieht. Es ist kein Zufall, dass dieses Delta als Modell für nachhaltige Koexistenz gilt.

Ein Ort zum Durchatmen

Es war keine spektakuläre Wanderung, kein Adrenalintrip. Es war mehr ein Schweben. Das leise Klatschen der Wellen an den Steinen, das Wispern des Windes im Gras, der weiche Duft von Erde und Salz – das Ebrodelta ist ein Ort, der sich nicht aufdrängt. Man muss sich ihm langsam nähern, geduldig sein. Und wird dann belohnt mit einem inneren Frieden, wie ich ihn nur selten finde.

Fotografieren mit der Olympus PEN-F

Alle Fotos dieses Tages habe ich mit meiner Olympus PEN-F aufgenommen, meist mit dem M.Zuiko 12-40mm F2.8 Pro. Das Licht war perfekt – weich, warm, aber nicht zu grell. Der manuelle Weißabgleich gab mir volle Kontrolle, die 1/1250s Belichtungszeit sorgte für knackige Schärfe auch im Wind. Kein Stativ, kein Filter – nur echtes Licht und echte Farben. Und genau das spiegelt sich auch in den Bildern wider: Natürlichkeit pur.

Angenehme Ruhe

Wenn du mal in der Nähe von Peñíscola oder Tarragona bist, nimm dir einen Nachmittag Zeit. Fahr ins Ebrodelta. Stell dein Handy aus. Nimm eine Kamera mit. Oder auch nicht. Und gib dich einfach mal dem Wind hin, dem Schilf, der Sonne. Lass dich treiben.

Denn manchmal sind es genau diese unspektakulären Nachmittage, die am längsten in Erinnerung bleiben.

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