Desperation – Ein teuflisches Katz-und-Maus-Spiel in der Wüste
Stephen Kings Dämonen erwachen zum Leben
Mit Desperation gelingt Regisseur Mick Garris eine solide TV-Adaption des gleichnamigen Romans von Stephen King, die trotz beschränktem Budget die beklemmende Atmosphäre und das surreale Grauen der Vorlage weitgehend einfängt. Was Desperation auszeichnet, ist die Mischung aus klassischem Horror und einer nihilistischen Kleinstadt-Tragödie, wie sie nur King so eindrucksvoll erzählen kann.
Die Story: Ein Dämon und sein teuflischer Wirt
Die Handlung beginnt wie ein typischer Roadtrip-Horrorfilm: Ein junges Ehepaar gerät in der endlosen Einöde von Nevada an den scheinbar wahnsinnigen Polizisten Collie Entragian. Was als Alptraum in einer Polizeiwache beginnt, eskaliert bald zu einem Kampf ums Überleben. Stück für Stück enthüllt sich das wahre Ausmaß des Grauens: Ein uralter Dämon namens Tak wurde in einer nahegelegenen Mine erweckt und besetzt die Körper der Lebenden – Tiere, Menschen, und alles dazwischen. Die Gruppe Überlebender muss gegen das Übernatürliche antreten, während die Stadt Desperation wie ein Spiegel der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wirkt.
Ron Perlman als Wahnsinn in Uniform
Die größte Stärke des Films ist zweifellos Ron Perlman, dessen Darstellung des psychotischen Polizisten Collie Entragian zu den erinnerungswürdigsten Darbietungen in King-Verfilmungen zählt. Mit einer Mischung aus unheimlichem Charisma und beängstigender Wut verkörpert Perlman den menschlichen Wirt des Dämons meisterhaft. Seine unvorhersehbaren Ausbrüche und bedrohlichen Monologe lassen dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren.
Ein solider Cast und gelungene Atmosphäre
Auch die Nebenfiguren sind gut besetzt, wenn auch weniger erinnerungswürdig. Tom Skerritt als der abgeklärte Schriftsteller Marinville und der junge Shane Haboucha als Prediger-Junge liefern solide Darstellungen, auch wenn letzterer mit seinen ständigen religiösen Monologen schnell anstrengend wird. Der Soundtrack fügt sich gekonnt in das Geschehen ein und untermalt die Spannung effektiv, während die trostlosen Drehorte die klaustrophobische Isolation der Stadt spürbar machen.
Die Schwächen: Buchtreue als Hindernis
Regisseur Mick Garris bleibt der Vorlage extrem treu, was sich gleichzeitig als Stärke und Schwäche erweist. Während Kings Buch mit seinem langsamen Aufbau und detaillierten Charakterstudien auf dem Papier funktioniert, wirken einige Szenen im Film unnötig langatmig oder wirr. Insbesondere die Dialoge des Jungen wirken auf der Leinwand weniger überzeugend und stören den ansonsten atmosphärischen Fluss.
Fazit: Beklemmender King-Horror mit TV-Flair
Desperation gehört zu den besseren King-Adaptionen fürs Fernsehen. Trotz kleiner Schwächen und der typischen Budget-Einschränkungen schafft es der Film, eine beklemmende und düstere Atmosphäre zu erzeugen, die Fans des Buches zufriedenstellen dürfte. Ron Perlman stiehlt mit seiner grandiosen Darstellung als durchgeknallter Cop allen die Show, während der Soundtrack und die trostlosen Wüstenkulissen für zusätzlichen Nervenkitzel sorgen. Ein Kinobudget hätte der Geschichte sicher noch mehr Glanz verliehen, aber auch so bietet Desperation zwei Stunden solide Horrorunterhaltung – ohne allzu viel Blut, aber mit umso mehr psychologischem Druck.
Ein sehenswertes Erlebnis für King-Fans und Liebhaber von düsteren Kleinstadt-Albträumen.