Der Fluch der goldenen Blume – Ein prachtvolles Drama in schillerndem Gewand
Visueller Überschwang und emotionales Ränkespiel
Mit Der Fluch der goldenen Blume liefert Zhang Yimou ein prachtvolles Historien-Drama ab, das mehr auf emotionale Verwicklungen und visuelle Opulenz setzt als auf spektakuläre Action. Während sich die Kampfszenen seiner vorherigen Werke Hero und House of Flying Daggers noch in den Vordergrund drängten, nimmt Yimou diesmal bewusst Tempo raus und fokussiert sich auf ein familiäres Intrigenspiel, das von Geheimnissen, Verrat und unausgesprochenen Konflikten lebt.
Die Handlung: Ein Palast wird zum Schlachtfeld
Im Mittelpunkt steht der chinesische Kaiser Ping (Chow Yun-Fat), der mit eiserner Faust regiert, und seine Kaiserin Phoenix (Gong Li), die sich in emotionaler Isolation befindet. Während der Kaiser seine Macht zu sichern versucht, schmiedet die Kaiserin Pläne, um ihrem verhassten Gemahl entgegenzutreten. Zwischen ihnen agieren die drei Söhne – Spielfiguren in einem tödlichen Schachspiel um Kontrolle und Vergeltung. Die Geschichte ist komplex, fast labyrinthisch, entfaltet sich aber schlüssig, wenn auch etwas langatmig.
Der Fokus: Drama statt Action
Wer epische Kampfszenen erwartet, wie sie Yimou bislang meisterhaft inszenierte, wird enttäuscht. Die wenigen Kämpfe im Film – darunter die beeindruckende Eröffnungsszene – sind zwar technisch brillant, nehmen aber eine untergeordnete Rolle ein. Stattdessen dominieren emotionale Konflikte, dargestellt durch lange Close-Ups und intensive Dialoge. Besonders Gong Li liefert eine kraftvolle Performance ab und vermittelt die tragische Verzweiflung der Kaiserin mit großem Nachdruck. Chow Yun-Fat hingegen bleibt als stoischer Kaiser seltsam unterkühlt, und Jay Chou als Prinz Jai wirkt fehlbesetzt und blass.
Visuelle Meisterleistung und prächtiges Design
Was Der Fluch der goldenen Blume an Handlung vermissen lässt, gleicht er durch überwältigende Bilderpracht aus. Das Setdesign des Palastes, die detailverliebten Kostüme und die strahlenden Farben sind schlicht atemberaubend. Doch diese Opulenz führt auch zu einer visuellen Übersättigung – das Auge gewöhnt sich zu schnell an die prachtvolle Umgebung. Trotz dieser Schönheit verliert der Film an Dynamik, und der Palast wird zur bleiernen Kulisse, die das Geschehen einengt.
Filmmusik: Ein Klangteppich ohne Höhepunkte
Der Soundtrack, der das Geschehen begleiten soll, bleibt seltsam unauffällig. Anstatt die Spannung zu erhöhen oder die emotionalen Momente zu untermalen, bleibt die Musik leise und monoton. Dies verstärkt das Gefühl von Trägheit, das den Film in der zweiten Hälfte erfasst.
Fazit: Schönheit ohne Seele
Der Fluch der goldenen Blume ist ein visuelles Meisterwerk, das in Sachen Ästhetik Maßstäbe setzt, aber als Drama und Thriller nur halbwegs überzeugt. Die Erzählung um Macht, Verrat und Familienzerwürfnisse ist zwar komplex und tragisch, wirkt jedoch stellenweise langatmig und unausgeglichen. Die Figuren sind durch die Bank gut besetzt, doch der langsame Rhythmus und das Fehlen packender Höhepunkte lassen den Film hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben. Wer ästhetischen Hochgenuss schätzt, wird in dieser bildgewaltigen Welt fündig. Wer jedoch einen mitreißenden Film erwartet, könnte enttäuscht werden.
Ein prächtiges, aber schwerfälliges Werk, das mehr glänzt als berührt.