
Captain America: Brave New World – Der Todeskampf des MCU
Wenn du sehen willst, wie ein Franchise endgültig an seiner eigenen Überproduktion und Ideenlosigkeit zugrunde geht, dann ist Captain America: Brave New World das perfekte Beispiel. Dieser Film ist wie ein Auto, das mit Vollgas gegen die Wand fährt – nur dass Marvel nicht mal merkt, dass es längst im Graben liegt. Statt einer packenden Geschichte bekommen wir eine zusammengeflickte Mischung aus Nostalgie-Bait, mittelmäßiger Action und einer Story, die so lieblos zusammengeschustert wirkt, dass man sich fragt, ob überhaupt noch irgendwer bei Marvel eine Vision hat.
Regisseur Julius Onah durfte das Chaos dirigieren, aber was soll man mit einem Drehbuch anfangen, das von fünf (!) verschiedenen Autoren stammt? Das Resultat ist kein Film, sondern eine müde Pflichtveranstaltung, die keiner gebraucht hätte. Brave New World ist nicht einfach nur ein schwacher Marvel-Film – er ist der ultimative Beweis dafür, dass das MCU längst seinen Zauber verloren hat.
Eine Story, die mit Klebeband zusammenhält
Marvel war mal das Studio, das sich darauf verlassen konnte, dass Fans jede noch so kleine Verbindung zwischen Filmen lieben. Hier ist genau das das Problem. Brave New World will gleichzeitig an The Incredible Hulk (ja, den mit Edward Norton von 2008), Eternals (den selbst Marvel-Fans aus ihrer Erinnerung gestrichen haben) und The Falcon and the Winter Soldier anknüpfen – und schafft es, aus all dem trotzdem nichts Sinnvolles zu machen.
Präsident Thaddeus “Thunderbolt” Ross (Harrison Ford, der sichtlich keinen Bock hat) ruft Sam Wilson (Anthony Mackie) zur Hilfe, weil irgendwo auf der Welt Adamantium entdeckt wurde – in einem toten Celestial aus Eternals (weil sich Marvel nichts Dümmeres hätte ausdenken können). Dazu gibt’s noch Tim Blake Nelson als The Leader, der seit The Incredible Hulk verschollen war und jetzt zurückkommt – um… eigentlich nichts zu tun.
Die größte Lachnummer? Giancarlo Esposito als Bösewicht Sidewinder. Ja, der Typ, der in Breaking Bad und The Mandalorian absolute Präsenz hatte, spielt hier einen generischen Schurken, der so irrelevant ist, dass man ihn nach dem Abspann schon wieder vergessen hat.
Anthony Mackie? Großartig. Das Skript? Katastrophe.
Mackie ist ein starker Schauspieler. Das wissen wir alle. Aber hier kann er nichts retten. In The Falcon and the Winter Soldier hatte er zumindest einen inneren Konflikt – hier ist er nur noch der Typ mit dem Schild. Seine Reise, die Frage, was es bedeutet, als Schwarzer Captain America zu sein? Alles weg. Dafür gibt’s generische Dialoge und Action-Szenen, die aussehen wie aus einer zweitklassigen Marvel-Serie.
Und dann haben wir Harrison Ford als Thunderbolt Ross. Marvel dachte sich: “Hey, was wäre, wenn wir Indiana Jones als US-Präsidenten hätten – aber dann keine einzige gute Szene für ihn schreiben?” Das allein wäre schon peinlich genug, aber dann verwandelt er sich im Finale auch noch in Red Hulk – in einem CGI-Desaster, das so grauenhaft aussieht, dass im Kino laut gelacht wurde.
Action, die so spannend ist wie eine Steuererklärung
The Winter Soldier hatte grandiose Nahkampf-Action, Civil War hatte epische Superhelden-Schlachten. Brave New World? Hat den Look eines CW-Superhelden-Dramas aus dem Jahr 2014.
Es gibt eine große Seeschlacht zwischen der US- und der japanischen Flotte um das Adamantium – die komplett belanglos ist. Ein Angriff aufs Weiße Haus? Spannung auf Netflix-B-Movie-Niveau. Und das große Finale mit Red Hulk in Washington D.C.? Ich habe schon PS3-Zwischensequenzen gesehen, die besser aussahen.
Optik? Vergiss es. Musik? Gibt’s überhaupt eine?
Marvel-Filme hatten mal einen eigenen Stil. Erinnerst du dich daran? Brave New World sieht aus wie eine graubraune Matschsuppe, die in einem Computer aus der Hölle gerendert wurde. Die CGI-Künstler haben wahrscheinlich ihr Bestes gegeben, aber das Studio hat sie so zu Tode gehetzt, dass alles aussieht, als wäre es noch in der Beta-Version.
Und der Soundtrack? Keine Ahnung, ob da überhaupt Musik lief. Laura Karpmans Kompositionen sind so vergessenswert, dass man sich fragt, ob sie überhaupt existieren. Vergleich das mal mit den ikonischen Winter Soldier-Klängen von Henry Jackman – dann weißt du, wie tief Marvel gefallen ist.
“Politischer Thriller”? Ohne jegliche Aussage.
Die alten Captain America-Filme hatten immer politische Untertöne. The First Avenger war ein nostalgischer Kriegsfilm, The Winter Soldier war eine Abrechnung mit NSA-Überwachung. Brave New World? Versucht, irgendwas über Regierungsverschwörungen und Moral zu sagen – und vergisst dann, es auszuführen.
Es gibt eine halbgare Debatte darüber, ob Sam Wilson dem Präsidenten trauen kann. Aber anstatt diese Idee weiterzuentwickeln, schmeißt Marvel einfach ein paar Explosionen ins Drehbuch und hofft, dass das Publikum vergisst, dass hier eigentlich keine Geschichte erzählt wird.
Das MCU ist am Ende – nur will es keiner zugeben.
Brave New World ist das Paradebeispiel für Marvel-Müdigkeit. Er ist nicht so unfassbar schlecht wie Thor: Love and Thunder oder Eternals, aber er ist einfach so wahnsinnig belanglos. Es gibt keinen Grund, diesen Film zu sehen – außer, du bist ein MCU-Komplettist, der wirklich ALLES gesehen haben muss.
Marvel war mal der König der Blockbuster. Heute ist es nur noch ein Studio, das panisch Content für Disney+ produziert und hofft, dass irgendjemand sich noch dafür interessiert. Wenn Brave New World die Zukunft des MCU ist, dann wäre es besser, den Stecker zu ziehen.