„Batman Begins“ – Ein Neustart mit Licht und Schatten
Christopher Nolans Batman Begins will das Comic-Genre erwachsen machen, erzählt die Geschichte von Bruce Waynes Metamorphose zu Batman und verbindet Realismus mit der Comic-Vorlage. Doch während der Film atmosphärisch und darstellerisch überzeugt, kämpft er mit strukturellen Schwächen und einer inkonsistenten Balance zwischen Anspruch und Action.
Ein vielversprechender Anfang
Die erste Hälfte des Films ist ein Highlight: Nolans Fokus auf Bruce Waynes Trauma, seine innere Zerrissenheit und die Suche nach Gerechtigkeit funktioniert hervorragend. Christian Bale verkörpert den jungen Milliardär mit intensiver Ernsthaftigkeit, die seiner Figur Tiefe verleiht. Seine Reise von Asien zurück nach Gotham, seine Ausbildung bei der mysteriösen Liga der Schatten und sein Wunsch, der Angst Herr zu werden, sorgen für eine erfrischend andere Darstellung des Batman-Mythos. Hier zeigt sich Nolans Talent, komplexe Charaktere zu entwickeln.
Der Realismus wird zur Gratwanderung
Doch Nolans Versprechen von Realismus stößt an Grenzen. Während die erste Hälfte glaubwürdig wirkt, zerschellt diese Ernsthaftigkeit zunehmend an überzogen inszenierten Actionszenen. Besonders das Batmobil, das von Dach zu Dach hüpft, wirkt wie ein Fremdkörper in der sonst düsteren, realistisch angehauchten Welt. Auch die chaotisch gefilmten Kampfszenen – mit hektischer Kameraführung und unübersichtlichem Schnitt – nehmen der Action ihre Wirkung.
Gotham City – Ein stilistischer Verlust?
Gotham City, traditionell ein düsterer, gotischer Charakter der Batman-Welt, wurde in Batman Begins zu einer gewöhnlichen, uncharakteristischen Metropole degradiert. Statt ikonischer Kulissen dominieren hier die Straßenschluchten von New York und anonyme Industrieviertel. Es fehlt die visuelle Einzigartigkeit, die Burtons Interpretation von Gotham einst prägte.
Charaktere und Schauspieler als Rettung
Die schauspielerischen Leistungen sind das Rückgrat des Films. Christian Bale überzeugt sowohl als gebrochener Bruce Wayne als auch als düsterer Rächer. Michael Caine bringt als Alfred emotionale Wärme ein, Morgan Freeman liefert als Lucius Fox solide Unterstützung, und Cillian Murphy sorgt als Dr. Crane für subtile Bedrohung. Einzig die Bösewichte, Liam Neeson als Ducard und Ken Watanabe als Ra’s al Ghul, bleiben blass und wirken nie wirklich furchteinflößend.
Atmosphäre und Story
Die Stärke von Batman Begins liegt in den leisen, psychologisch dichten Momenten und den emotionalen Konflikten, die Bruce Wayne antreiben. Die Grundidee – Batman als eine Verkörperung von Furcht und Hoffnung zugleich – ist faszinierend. Dennoch fehlt dem Finale die Konsequenz, und die Geschichte verliert sich zu oft in belanglosen Effekten.
Fazit
Batman Begins ist ein wichtiger Neustart für die Batman-Reihe, der die Grundlagen für Nolans späteres Meisterwerk The Dark Knight legt. Der Realismus und die Charaktertiefe beeindrucken, doch der unausgeglichene Ton, die übertriebene Action und die visuelle Enttäuschung von Gotham City bremsen den Film aus. Es bleibt ein guter, aber keinesfalls perfekter Auftakt. Wer seine Erwartungen zügelt, wird mit einem intensiven, düsteren Heldenepos belohnt, das vor allem durch seine Figuren lebt. Der Weg zu einem großen Meisterwerk ist hier jedoch noch nicht ganz beschritten.