„Arang“ – Koreas verspäteter Abklatsch des japanischen Horrors

Die Geschichte von Arang klingt vertraut, beinahe zu vertraut: Eine mysteriöse Frau mit langen schwarzen Haaren und blutigen Augen verbreitet Schrecken, indem sie jungen Männern mysteriöse E-Mails mit Links zu einer ebenso mysteriösen Webseite schickt. Die Opfer, die sich die Seite ansehen, treffen kurz danach auf die Erscheinung der Frau, die aus Blutlachen oder Schatten emporsteigt und sie buchstäblich zu Tode erschreckt. Was nach einer neuen Ringu-Variante klingt, ist tatsächlich genau das – allerdings acht Jahre zu spät.

Von Polizisten und Geistern

Die Handlung folgt einer Polizistin und ihrem eifrigen neuen Partner, die den Todesfällen auf den Grund gehen sollen. Dass die Polizistin etwas träge in der Denkweise und behäbig im Redefluss ist, trägt wenig dazu bei, die Story spannend oder gar clever wirken zu lassen. Die Ermittlungen verlaufen in einer absurden Mischung aus Logikfehlern und offensichtlichsten Hinweisen, die selbst ein Kind sofort erkennen könnte. Trotzdem führt die Story die Ermittler zu einer „aufsehenerregenden“ Wendung, die am Ende für Verwirrung sorgt: Gibt es Geister nun oder nicht?

Ausgelutschte Tropen und klaffende Logiklöcher

Die Frau mit den langen Haaren, der Bezug zu einer mysteriösen Tat in der Vergangenheit, und das übernatürliche Motiv der Rache – all das hat man schon zigfach gesehen. Arang ist gefüllt mit Klischees des japanischen Horrors, ohne diesem etwas Neues oder Eigenes hinzuzufügen. Fragen nach Logik bleiben unbeantwortet:

  • Warum tritt der Geist erst nach acht Jahren in Aktion?
  • Was motiviert die Polizistin zu unverständlichen Handlungen wie dem Aufschneiden eines Hundes?
  • Wie konnte der Täter überhaupt sein perfides Spiel so lange durchziehen?

Diese offenen Fragen lassen den Zuschauer ratlos und enttäuscht zurück.

Das Ende der kreativen Ära?

Korea hat in der Vergangenheit mit Filmen wie Oldboy, Shiri und Taeguki sein Talent für innovative und tiefgründige Geschichten bewiesen. Doch Arang wirkt, als hätte ein Zufallsgenerator ein Drehbuch aus den Fragmenten bekannter Horror-Klassiker zusammengeschustert. Die Botschaft des Films, „Die Liebe siegt!“, verpufft ebenso belanglos wie der Versuch, Spannung aufzubauen.

Fazit

Arang reiht sich leider nur in die lange Liste uninspirierter Geisterfilme ein, die nach Ringu und The Grudge wie Pilze aus dem Boden schossen. Für Hardcore-Fans von asiatischem Horror mag er noch einen kurzen Blick wert sein, alle anderen sollten ihre Zeit besser in kreativere Werke investieren. Hoffen wir, dass dieser Film nur ein Ausrutscher war und die koreanische Filmindustrie bald zu ihrer kreativen Stärke zurückfindet.

Ein langhaariger Geist ohne Seele – „Arang“ bleibt eine blutleere Enttäuschung.

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