„Angel-A“ – Luc Besson und die Metamorphose eines Gauners
Mit Angel-A kehrt Luc Besson nach einer langen Auszeit als Regisseur überraschend ruhig und introspektiv zurück auf die große Leinwand. Während er zuvor mit Action-Filmen wie Léon oder der Taxi-Reihe berühmt wurde, entführt Besson uns diesmal in ein verträumtes, schwarz-weißes Paris, wo sich ein desillusionierter Gauner und ein mysteriöser Engel begegnen.
Die Geschichte: Erlösung und Selbstfindung
Im Mittelpunkt steht André (gespielt von Jamel Debbouze), ein kleiner, verzweifelter Ganove, der von Schulden und Problemen erdrückt wird. Am Tiefpunkt angekommen, sieht er nur noch einen Ausweg: Er will sich von einer Brücke in die Seine stürzen. Doch bevor er springt, trifft er auf Angela (gespielt von Rie Rasmussen), eine betörend schöne Frau, die denselben Schritt wagt. Nachdem er sie gerettet hat, heftet sie sich an ihn und nimmt sein Schicksal in die Hand. Durch Angela, die wie ein Engel aus dem Nichts erscheint, lernt André, sich selbst zu akzeptieren, Mut zu fassen und wieder nach vorne zu schauen.
Ein visuelles Gedicht
Besson taucht das Postkarten-Paris in atemberaubende Schwarz-Weiß-Bilder, die wie aus einer anderen Zeit wirken. Jede Einstellung von Kameramann Thierry Arbogast ist so komponiert, dass Paris als Stadt der Sehnsucht und Möglichkeiten erscheint. Die Seine, die Brücken, die menschenleeren Straßen – sie schaffen eine märchenhafte Kulisse, in der sich die Wandlung Andrés abspielt.
Die Figuren: Gegensätze und Balance
André, von Jamel Debbouze eindrucksvoll verkörpert, ist ein chaotischer Antiheld, der sich in seiner eigenen Hilflosigkeit gefangen sieht. Angela dagegen ist geheimnisvoll und überirdisch, ein Engel, der ihn führt, aber auch provoziert, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Rie Rasmussen spielt Angela mit einer Mischung aus kühler Dominanz und warmer Menschlichkeit. Gemeinsam bilden sie ein Paar, das zwischen Komödie und Tragik balanciert.
Ein ruhiger Besson
Angel-A ist für Besson ein bemerkenswerter Bruch mit seinen vorherigen Werken. Action sucht man hier vergebens, stattdessen bietet er eine leise, fast meditative Reflexion über das Leben, Selbstakzeptanz und Erlösung. Der Film ist durchzogen von existenziellen Fragen: Was bedeutet es zu leben? Wie lernt man, sich selbst zu lieben? Diese Fragen werden nicht mit Pathos, sondern in klarer, fast minimalistischer Erzählweise präsentiert.
Fazit: Ein modernes Märchen
Mit Angel-A beweist Luc Besson, dass er weit mehr als Blockbuster-Action beherrscht. Es ist ein kleines, aber kraftvolles Märchen über Hoffnung und Selbstfindung, das seine Stärke aus der Einfachheit zieht. Die visuelle Poesie, die tiefgründigen Themen und die stille Chemie zwischen den Hauptfiguren machen den Film zu einem besonderen Erlebnis für alle, die Besson von einer unerwartet reifen Seite sehen möchten.
Ein sanfter Sprung in die Seine – und ins Leben.