„Ali G in da House“ – Sacha Baron Cohen bringt die Straße ins Parlament

Sacha Baron Cohens Ali G in da House (2002) ist ein Paradebeispiel für absurden, provokanten und oft herrlich unsinnigen Humor. Der Film, der auf der kultigen Figur Ali G basiert, wagt sich mit unverschämten Gags und überzeichneten Charakteren in das Feld der politischen Satire – und landet dabei überraschend oft ins Schwarze. Obwohl er eindeutig nichts für Zartbesaitete oder Fans subtilen Humors ist, bietet der Film eine unterhaltsame Reise in die Welt eines Möchtegern-Gangsters, der plötzlich zum politischen Außenseiter wird.

Von der Straße ins Parlament – eine absurde Prämisse

Die Story von Ali G in da House ist so absurd, wie sie klingt: Ali G, ein selbsternannter Ghetto-Superstar aus dem Vorort Staines, wird durch einen skurrilen Zufall ins britische Parlament gewählt. Von dort aus stellt er die politische Landschaft auf den Kopf – natürlich mit seinen eigenen, einzigartigen Methoden. Egal ob bei Friedensverhandlungen, bei denen er Marihuana in die Suppe schüttet, oder durch seine fragwürdigen „Reformen“, Ali bringt Chaos in eine Institution, die von steifer Formalität geprägt ist.

Die Prämisse mag dünn wirken, aber der Film macht daraus eine überdrehte Komödie, die weder vor politischer Satire noch vor der Parodie des Hip-Hop-Klischees zurückschreckt.

Ali G als Austin Powers des Hip-Hop

Ein treffender Vergleich: Wie Austin Powers das Agenten-Genre durch den Kakao zieht, macht sich Ali G über die Hip-Hop-Kultur lustig – und das auf eine Weise, die zugleich respektlos und überraschend liebevoll ist. Cohen spielt Ali G mit einer Mischung aus Naivität, Selbstüberschätzung und kindlicher Begeisterung, die den Charakter trotz seiner groben Manieren erstaunlich sympathisch macht. Der Film nimmt Klischees über Gangster-Kultur, Hip-Hop und politische Korrektheit aufs Korn, ohne sich jemals selbst zu ernst zu nehmen.

Unvergessliche Szenen und improvisierte Highlights

Der Film lebt von seinen Einzelszenen, die oft von improvisiertem Humor durchzogen sind. Ein Highlight ist die Beatbox-Szene an der Ampel, in der Ali und seine Crew spontan ein musikalisches Duell inszenieren. Es ist ein Moment, der Cohens Talent für Improvisation und Timing zeigt und beweist, warum Ali G als Kultfigur gilt.

Eine weitere Szene, die heraussticht, ist das Autorennen zwischen „Eastside“ und „Westside“, das als absurde Parodie auf Gang-Klischees inszeniert wird. Und natürlich darf man nicht die Szene vergessen, in der Ali und seine „Me Bitch“ ein Drum-and-Bass-Lied nachsingen – ein Moment, der zeigt, dass auch vermeintlich simpler Humor extrem unterhaltsam sein kann.

Der Humor: Nicht subtil, aber effektiv

Es wäre falsch, Ali G in da House als intelligenten Humor zu bezeichnen – das ist er nicht, und will es auch gar nicht sein. Der Film lebt von Slapstick, sexuellen Anspielungen und einer Prise Anarchismus. Doch was ihn auszeichnet, ist seine Fähigkeit, selbst die banalsten Gags durch Timing und Ausführung lustig zu machen. Die Szene, in der Ali Weed in die Suppe der Friedenskonferenz kippt, könnte leicht billig wirken, wird aber durch die absurde Überzeichnung und die schamlose Haltung der Figur zu einem echten Lacher.

Ein Soundtrack, der das Ghetto ins Kino bringt

Die Musik trägt entscheidend zur Atmosphäre bei. Von basslastigen Tracks bis hin zu humorvollen Einlagen wie der schon erwähnten Drum-and-Bass-Szene: Der Soundtrack unterstreicht den Hip-Hop-Spirit des Films. Dabei parodiert der Film die Genre-Klischees so gekonnt, dass man fast das Gefühl bekommt, Ali G könnte tatsächlich ein ernstzunehmender Rapper sein – natürlich auf seine eigene, schräg-verrückte Weise.

Ali G: Ein Spagat zwischen Satire und Parodie

Was Ali G in da House besonders macht, ist, dass der Film sowohl als Parodie auf die Hip-Hop-Kultur als auch als Satire auf die britische Politik funktioniert. Ali ist ein Fisch außerhalb des Wassers, dessen ungeschickte, aber ehrliche Herangehensweise oft den hohlen Opportunismus seiner politischen Gegner entlarvt. Der Film hat keine tiefere Botschaft – aber er zeigt dennoch, wie albern sowohl kulturelle Klischees als auch politische Rituale sein können.

Warum die Originalversion ein Muss ist

Ein entscheidender Punkt, den man bei diesem Film beachten muss: Der Humor lebt von Cohens Wortspielen, Akzenten und seinem typischen Stil, den Figuren unvergessliche, oft absurde Sätze in den Mund zu legen. Die deutsche Synchronisation kann diesen Charme nicht einfangen. Wer wirklich lachen will, sollte den Film im Original schauen – schon allein wegen Ali Gs herrlich überzogenem Patois-Englisch.

Fazit: Ein irrwitziges, respektloses Vergnügen

Ali G in da House ist kein Film für jeden. Wer mit derben Witzen, überspitzten Charakteren und absurder Handlung nichts anfangen kann, wird hier wenig Freude haben. Aber für Fans von Sacha Baron Cohen und seiner unvergleichlichen Art, Humor zu kreieren, ist dieser Film ein Volltreffer.

Er ist vielleicht nicht so ausgefeilt wie Cohens spätere Werke wie Borat, aber er zeigt die Ursprünge seines Talents und liefert eine Komödie, die ebenso albern wie unterhaltsam ist. Auf Englisch geschaut, entfaltet Ali G in da House sein volles Potenzial – und sorgt garantiert für Lachkrämpfe.

Restecpa, Ali G! 😉

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