
„After the Sunset“ – Ein stilvoller Urlaubs-Heist mit Spaßfaktor
Es gibt Filme, die man schaut, weil man den Nervenkitzel sucht – und dann gibt’s solche, die man schaut, weil man einfach kurz abschalten will. After the Sunset gehört eindeutig zur zweiten Sorte. Brett Ratners 2004er Gaunerkomödie ist kein filmisches Rätsel, das man lösen muss, sondern ein Cocktail aus Sonne, Spielfreude und charmantem Schabernack. Und ehrlich gesagt: manchmal ist genau das, was man braucht.

Bahamas: Wo selbst Verbrechen nach Urlaub riechen
Der eigentliche Star dieses Films? Nicht Pierce Brosnan. Nicht Salma Hayek. Sondern die Bahamas.
Diese Bilder! Türkisblaues Wasser, Sand wie Puderzucker, Palmen, die sich im Wind wiegen, als hätten sie alle Zeit der Welt. Ratner nutzt das Setting nicht nur als Hintergrund, sondern als Stimmungsträger. Alles ist leicht, hell, fast zu schön, um wahr zu sein – und genau darin liegt der Reiz.
Man spürt, dass die Crew beim Dreh mehr Spaß hatte als Stress. Jeder Blick, jedes Grinsen wirkt, als käme es direkt aus einem sehr sonnigen Drehtag. After the Sunset badet förmlich im Urlaubsgefühl – ein Heist-Film in Badehose, elegant, verspielt und immer ein bisschen frech.

Gentleman-Gauner mit Stil
Pierce Brosnan könnte vermutlich die Steuererklärung eines Einbrechers charmant vorlesen – und es würde funktionieren. In seiner Rolle als Max Burdett gleitet er mit der gewohnten Mischung aus Ironie und Eleganz durch die Geschichte. Man sieht sofort: das ist kein Mann, der schwitzt. Das ist einer, der plant, lacht, stiehlt – und dabei auch noch gut aussieht.
Salma Hayek, an seiner Seite, ist weit mehr als dekorative Begleitung. Sie ist das moralische Rückgrat, das Gewissen mit Sonnenschutzfaktor. Ihre Figur bringt Emotion, Körperlichkeit und Witz in die Handlung, ohne je zur reinen Staffage zu verkommen. Die Chemie zwischen den beiden – diese leicht zickige Vertrautheit – ist pure Leinwandmagie.

FBI trifft auf Fehlversuche
Und dann ist da Woody Harrelson. Ein Agent, der so herrlich unperfekt ist, dass man ihn sofort ins Herz schließt. Stanley Lloyd, der Mann, der Brosnan jagt, ist nicht der typische Gegenspieler. Er ist ein bisschen trottelig, ein bisschen zu aufrichtig, und genau deshalb der perfekte Gegenpol. Zwischen ihm und Max entwickelt sich kein klassisches Katz-und-Maus-Spiel, sondern eher so etwas wie eine Freundschaft wider Willen – zwei Männer, die wissen, dass sie einander brauchen, um überhaupt Spaß zu haben.
Harrelsons trockener Humor sorgt für einige der besten Szenen: kleine Wortgefechte, ironische Seitenhiebe, ein paar herrlich alberne Momente. Und zwischendurch blitzt immer wieder dieses Augenzwinkern durch, das den ganzen Film trägt: Wir wissen, dass es hier um nichts Weltbewegendes geht – und das ist völlig okay.
Ein Hauch von Glamour und Gaunerei
Don Cheadle bringt als lokaler Gangster eine Portion Würze in die Geschichte. Er ist charmant, gefährlich und gleichzeitig so locker, dass man fast vergisst, dass er eigentlich der Bösewicht sein soll. Die Handlung rund um den dritten „Napoleon-Diamanten“ bleibt überschaubar, aber nie langweilig. Es geht weniger um das ob, sondern um das wie – wie sie es machen, wie sie sich austricksen, wie sie dabei noch Witze reißen.
Der Film kennt die Klischees seines Genres und spielt mit ihnen, als wären sie Karten in einer leichten Partie Poker. Spannung entsteht weniger durch echte Bedrohung, sondern durch Timing, Rhythmus und dieses ständige Hin und Her zwischen „Erwischt!“ und „Na, vielleicht doch nicht…“.
Kino wie ein kühler Drink
After the Sunset ist kein Film, den man analysiert, sondern einer, den man genießt. Ein leichtfüßiges Spiel aus Sonne, Flirt und Diebestaktik – irgendwo zwischen Ocean’s Eleven und einem verlängerten Wochenendtrip.
Die Musik schwingt, die Kamera glänzt, und alles scheint von dieser einen Idee getragen: Lass uns einfach Spaß haben.
Klar, das Drehbuch hat keine philosophische Tiefe. Aber das muss es auch nicht. Manchmal reicht es, wenn ein Film einen für zwei Stunden an einen Ort bringt, an dem das Leben einfach schmeckt nach Salz, Rum und einem Hauch Abenteuer.
Fazit: Ein Diebstahl fürs Herz
Brett Ratners After the Sunset ist kein großer Thriller – er will es auch gar nicht sein. Stattdessen ist er ein kleines, charmantes Vergnügen, ein Kinourlaub mit Stil. Brosnan, Hayek und Harrelson spielen mit solcher Lust am Übertreiben, dass man sich dem einfach nicht entziehen kann.
Wenn man ihn sieht, denkt man vielleicht: „Das ist doch eigentlich viel zu leicht.“ Und genau dann merkt man, dass Leichtigkeit manchmal die schwierigste Kunst ist.
After the Sunset ist wie ein Sonnenuntergang, den man zufällig erwischt – man weiß, er dauert nicht lange, aber man bleibt trotzdem stehen und schaut zu. Und das reicht vollkommen.
By Jakob Montrasio 





