„Ab-Normal Beauty“: Schönheit des Grauens und Abgründe der Seele
Die Pang-Brüder, berühmt für The Eye, beweisen mit Ab-Normal Beauty erneut ihr Talent, verstörende Geschichten in visuell beeindruckende Bilder zu kleiden. Doch diesmal verzichten sie auf übernatürliche Elemente und tauchen stattdessen tief in die menschliche Psyche ein.
Die morbide Faszination des Todes
Im Zentrum des Films steht Jiney (Lee Sinje), eine talentierte, aber psychisch fragile Kunststudentin, die eine unheimliche Faszination für Tod und Zerstörung entwickelt. Während sie anfangs noch mit der Ästhetik des Makabren experimentiert – etwa durch Fotos von toten Tieren – eskaliert ihr Drang und wird zunehmend obsessiver. Mit jeder Aufnahme beginnt Jiney, den schmalen Grat zwischen Kunst und krankhafter Obsession zu überschreiten, und reißt dabei ihre Umgebung unweigerlich mit in den Abgrund.
Visuelle Meisterleistung
Ab-Normal Beauty lebt von seinen atemberaubenden Bildern und der visuell perfekten Inszenierung. Jede Kameraeinstellung und Farbgebung ist sorgfältig komponiert und trägt zur verstörenden Atmosphäre des Films bei. Oxide Pang beweist erneut, dass er mit Licht, Schatten und Farbkontrasten Emotionen und Stimmungen greifbar machen kann. Besonders beeindruckend ist die Verwendung von Ton und Musik, die Jineys innere Zerrissenheit akzentuieren und dem Film eine fast hypnotische Qualität verleihen.
Ein Psychothriller, der schmerzt
Obwohl der Film ohne Geister und paranormale Elemente auskommt, ist Ab-Normal Beauty keineswegs weniger beängstigend. Der Horror entspringt hier der menschlichen Psyche und den düsteren Tiefen der Obsession. Die Schockmomente sind selten, aber umso heftiger. Insbesondere das letzte Drittel, in dem Jiney einem echten Psychopathen gegenübersteht, lässt den Zuschauenden die Luft anhalten. Hier bewegt sich der Film klar in Richtung Psycho-Horror, und die Gewaltszenen sind ebenso grausam wie realistisch inszeniert – nichts für Zartbesaitete.
Ein unerwartetes Ende
Das Finale ist ein Meisterwerk der Überraschung: Es entblößt die Tragik und Konsequenzen von Jineys Obsession, ohne sie zu verurteilen. Stattdessen wirft es Fragen nach der menschlichen Natur, Kunst und Moral auf – Themen, die lange nachwirken.
Fazit
Ab-Normal Beauty ist mehr als ein Horrorfilm: Es ist ein tiefgründiges, visuell beeindruckendes Psychodrama über die morbide Faszination für das Abscheuliche. Die Pang-Brüder liefern eine düstere, verstörende Geschichte, die sowohl ästhetisch fasziniert als auch emotional aufwühlt. Ein Film, der zeigt, dass die wahren Monster oft in uns selbst lauern – und der einmal mehr beweist, dass Innovation und intensiver Horror aus Asien kommen.